Politics without history has no roots, history without politics bears no fruits. Wer nach der Beziehungshaltigkeit von Politik und Geschichte fragt, entdeckt bald, dass zwischen beiden eine geradezu symbiotische Abhängigkeit besteht. Denn wer sich historisch schult wird auch die politische Dimension in der Geschichte berücksichtigen und wer sich politisch bildet kann historisch-genetische Faktoren aktueller Problemstellungen nicht vernachlässigen (2). Der Umstand, dass Politik ein Teil von Geschichte und Geschichte ein Teil von Politik ist, hat seit jeher Konsequenzen für die Reflexion sowohl des historischen und als auch des politischen Lernens (3).
Heute werden die Bezüge zwischen Geschichts- und Politikdidaktik maßgeblich von historischer Seite reflektiert (4) und nur selten aus politischer Perspektive (5). Jedoch liegt derzeit keine explizite Konzeption der historisch-politischen Didaktik vor, die sowohl den geschichts- als auch den politikdidaktischen Diskurs integriert. Im Folgenden soll ein solcher Ansatz begründet werden, indem das historisch-politische Lernen im Spannungsfeld von Politikgeschichte und Geschichtspolitik konzipiert wird.
Zunächst wird erörtert, wie sich die Kooperation von Geschichts- und Politikdidaktik entwickelt hat. Für die weitere Konzeption wird davon ausgegangen, dass sich Gegenstand der historisch-politischen Didaktik als ein Korrelationsbereich beschreiben lässt, in dem zwei eigenständige Erkenntnisweisen zusammen wirken. Mit dem Geschichts- und dem Politikbewusstsein werden die jeweiligen disziplinären Grundkategorien eingeführt. Sie können als Teilsysteme eine übergeordneten Gesellschaftsbewusstsein begriffen werden (6). Die historische und die politische Sinnbildungstätigkeit verschränken sich im historisch-politischen Bewusstsein. Als die beiden Grundformen historisch-politischen Lernens lassen sich das politikgeschichtliche und das geschichtspolitische Lernen identifizieren.