Ein "Sokratisches Gespräch" ist ein von einer ausgebildeten Leitung betreutes Gruppengespräch mit sechs bis zehn TeilnehmerInnen, das der gemeinschaftlichen Klärung von konkret bestehenden, oft aber unreflektiert gebrauchten Begriffskonzepten des Alltagswissens dient, die für die weltanschaulich-philosophische, moralische und politische Orientierung der TeilnehmerInnen grundlegend sind. Man verfährt argumentativ und strebt im Ergebnis einen Konsens an. In der Tradition der von Platon überlieferten "Sokratischen Dialoge" beginnt die Reflexion bei konkreten Beispielen der Alltagserfahrung. Daran anknüpfend setzen die TeilnehmerInnen in einem regelgeleiteten Verfahren ihre bestehenden Auffassungen der Überprüfung in der Gruppe aus, um schrittweise zu einem Konsens der Auffassungen in der anstehenden Frage zu gelangen. Entscheidend sind dabei eine symmetrische, auf Gleichberechtigung aller Beteiligten beruhende Kommunikationsstruktur, der Verzicht auf Belehrung und Autoritäten, die Bereitschaft, die eigenen Auffassungen der Kritik zu stellen, und das redliche Bemühen um klare Argumentation und wechselseitige Verständigung. Die Gruppe soll eine Gemeinschaft zur gegenseitigen "Denkhilfe" bilden.