Ilona Böttger
Inhalt
1. Portrait der Methode
2. Herkunft und Entwicklung
3. Typische Anwendungsfelder
4. Literatur
Kurzbeschreibung
Ineffektive und ergebnislose Sitzungen sind für viele ein Ärgernis. Die Moderationsmethode ermöglicht eine Form der Gruppenarbeit, mit der zielorientiert, strukturiert und teilnehmerorientiert gearbeitet werden kann. Der Erfolg von Arbeitsgruppen, Besprechungen und Diskussionen hängt damit ganz wesentlich von einer guten Moderation ab. Diese hat zum einen dafür zu sorgen, dass die Themenstellung und das Ziel der jeweiligen Veranstaltung für alle Beteiligten klar ist. Zum anderen hat sie einen Rahmen dafür zu schaffen, in dem sich alle Anwesenden aktiv an der Bearbeitung des jeweiligen Themas beteiligen können. Diese sollen sowohl ihr Wissen und ihre Kompetenzen einbringen können als auch gemeinsam Wege der Weiterarbeit bzw. der Problemlösung finden. Ein solches Vorgehen bezieht nicht nur die Ressourcen und Kompetenzen der Beteiligten ein, es erhöht auch die Chance, dass die erarbeiteten Lösungen von allen mitgetragen und später umgesetzt werden.
1. Portrait Moderation
Mit Hilfe der Moderationsmethode wird die Meinungsbildung und Entscheidungsfindung in Gruppen ermöglicht. Alle Beteiligten bringen ihr Wissen, ihre Kompetenzen und ihre Erfahrungen ein und tragen so dazu bei, ein Ergebnis bzw. eine Lösung zu finden, die von allen mitgetragen wird.
Ein Baustein der Moderation ist die Grundhaltung des Moderators. Er fördert und aktiviert die Eigenaktivität und Selbstständigkeit der Gruppenmitglieder, hat also eine unterstützende, keine leitende Tätigkeit. Der Moderator nimmt eine Hebammenfunktion ein. Seine Hilfestellung bezieht sich auf das Umfeld und auf den Kommunikationsprozess. Er schafft einen Rahmen, in dem die beteiligten Personen ihre Kompetenzen einbringen und nutzen können, er sorgt für ein angenehmes Arbeitsklima und er strukturiert den Prozess der Meinungsbildung und Entscheidungsfindung.
Ein zweiter Baustein ist die Visualisierung. In der Moderation wird auch der optische Kanal genutzt. Der inhaltliche Verlauf der Besprechung kann immer verfolgt werden. Pinnwände, Karten, Stifte und Klebepunkte ermöglichen das schnelle Zusammentragen und Bearbeiten von Meinungen, Ideen und Vorschlägen. Die Visualisierung der Gesprächsbeiträge hat den Vorteil, dass der Verlauf der Sitzung sowie zentrale Aspekte präsent bleiben, der rote Faden ersichtlich ist, die Interaktionsdichte steigt und die Diskussion dokumentiert ist.
Ein dritter Baustein sind die Frage- und Antwortentechniken. "Von der Sage-
zur Fragehaltung", so lautet die Devise für die Moderation. Die richtigen
Fragen zu stellen und die Gruppe ins Spiel zu bringen, um zu guten Ergebnissen
zu kommen, ist ein zentraler Teil der Moderation. Um viele Antworten zu bekommen,
können zahlreiche Methoden eingesetzt werden, z.B. die Kartenabfrage oder
die Ein- bzw. Mehrpunktfragen. Diese und andere Moderationsmethoden machen es
möglich, alle Beteiligten in den Diskussions- und Entscheidungsprozess
einzubeziehen (vgl. Dauscher 1998, 27 ff.).
2. Herkunft und Entwicklung
Die Moderationsmethode entwickelte sich in den späten 60er und frühen 70er Jahren. In den Hochschulen wollten Studenten in Entscheidungsprozesse einbezogen werden und es stellte sich heraus, dass Methoden zur Einbeziehung vieler fehlten. In Unternehmensberatungen entstand das Bedürfnis, im Vorfeld der Planung die Betroffenen mit einzubeziehen. Auch hier fehlten Wege der Beteiligung. Anfang der 70er Jahre entwickelte Eberhard Schnelle, Mitglied einer Unternehmensberatung, des "Quickborner Teams", das "Entscheidertraining". Später stießen Dr. Karin Klebert und Dr. Einhard Schrader dazu und sie entwickelten die Grundzüge der Moderationsmethode (vgl. Dauscher 1998, 7 ff.). Diese Moderationsmethode verbreitete sich zunächst im Management und griff später auf viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens über.
Methodisch verfeinerte sich die Moderationsmethode allmählich. Die Techniken und Verfahren der Moderation wurden seit ihren Anfängen erweitert. Sie beinhalten heute eine Mischung aus Visualisierungstechniken, Gruppendynamik, Kreativitätstechniken und Gesprächsführung.
3. Typische Anwendungsfelder
Die klassische Moderationsmethode wird in Sitzungen, Konferenzen und Besprechungen angewandt. Sie ist immer dann sinnvoll, wenn es darum geht, die Fähigkeiten und das Wissen von mehreren Menschen zu nutzen und/oder Betroffene einzubeziehen. Die Methode eignet sich aber auch für große Veranstaltungen, in denen viele Menschen ihre Standpunkte einbringen sollen. Zunehmend wir das Moderationsverfahren auch im Bildungsbereich eingesetzt. Es eignet sich überall da, wo nicht klassisch "doziert" wird, sondern wo das Wissen aller zusammengetragen wird.
4. Literatur
Claussen, Birgit/ Fürst, Dietrich/ Selle, Klaus/ Sinning, Heidi (1996): Zukunftsaufgabe Moderation. Herausforderung in der Raum- und Umweltplanung, Frankfurt am Main.
Dauscher, Ulrich (1998): Moderationsmethoden und Zukunftswerkstatt, Neuwied/Kriftel/Berlin.
Hartmann, Martin/ Rieger, Michael/ Pajonk, Brigitte (1997): Zielgerichtet moderieren. Ein Handbuch für Führungskräfte, Berater und Trainer, Weinheim und Basel.
Kleber, Karin/ Schrader, Einhard, Straub, Walter G. (1992): Kurz-Moderation, Hamburg.
Lahninger, Paul (1998): Leiten, präsentieren, moderieren: lebendig und kreativ. Münster.
Neuland, Michèle (1995): Neuland-Moderation, Eichenzell.
Seifert, Josef W. (1989): Visualisieren, Präsentieren, Moderieren, Bremen.
Seifert, Josef W.(1995): Gruppenprozesse steuern. Als Moderator Energie bündeln, Konflikte bewältigen, Ziele erreichen. Offenbach.
Sperling, Jan Bodo/ Wasserveld, Jaqueline (1997): Führungsaufgabe Moderation. Besprechungen, Teams, Projekte kompetent managen, Planegg.
Stary, Joachim (1997): Visualisieren. Ein Studien- und Praxisbuch, Berlin.
Wohlgemuth, André C. (1995): Moderation in Organisationen. Problemlösungsmethode für Führungskräfte und Berater, Bern/Stuttgart/Wien.
Links ins Netz
sowi-online Originalbeitrag
(c) 2001 Ilona Böttger, Berlin; (c) 2001 sowi-online e. V., Bielefeld
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, auch im Internet.