(Hochschul-) didaktischen Werkstattmodellen wird ein vielfältiges Potenzial für die Anregung und Begleitung erfahrungsorientierter Lernprozesse zugesprochen. Aufgrund ihrer Vernetzung mit außeruniversitären Institutionen stehen berufsfeldbezogene Problemstellungen im Mittelpunkt der Werkstattarbeit (vgl. Schubert 2003, S. 316).

Den Werkstatt-Konzeptionen für die Lehrerbildung ist die Annahme gemeinsam, dass Lehrerinnen und Lehrer selber komplexe Aufgaben und Lehr-Lern-Arrangements erfahren haben sollten, um diese für sich selbst und ihr (späteres) berufliches Handeln überprüfen und beurteilen zu können. Es geht darum, an der Universität einen zusätzlichen Raum anzubieten, in dem theoretische Grundlagen als Reflexionshintergrund mit Entscheidungs- und Beurteilungsprozessen des beruflichen Handlungsfeldes verknüpft und durch eigene Erfahrungen und die Auseinandersetzung innerhalb der Gemeinschaft des Ateliers reflektiert werden können (vgl. dazu Fischer, Horstkemper 2002, S. 5 f).

Für die (wirtschaftsberufliche) Lehrerbildung bietet es sich an, ein fachdidaktisch ausgerichtetes Atelier aufzubauen. In diesem ließen sich die Systematik der Fachwissenschaft mit pädagogischen, psychologischen und didaktischen Fragestellungen verknüpfen.

Als Konsequenz aus den bisherigen Überlegungen müsste ein "Atelier für angeleitete Erfahrung" folgendes Profil aufweisen:

Lernen in einer sozialen Umwelt von Lernenden und Experten
Konzipiert werden praxisorientierte Lehr-Lern-Arrangements mit komplexen Aufgaben, die gemeinsam und unter Anleitung von Experten aus der Praxis bewältigt werden. Die Studierenden erhalten auf diese Weise die Gelegenheit, innerhalb einer sozialen (Experten-) Gemeinschaft zu lernen und gleichzeitig hinsichtlich ihrer eigenen Erfahrungen angeleitet und unterstützt zu werden.

Lernen zwischen Konstruktion und Instruktion
Eingebunden in das Atelier ist ein simuliertes Unternehmen, welches sich auf Konzepte und Erfahrungen von Schülerfirmen bzw. Lernbüros der beruflichen Bildung bezieht. Weiter knüpft das Atelier an das Lernfeldkonzept der beruflichen Schulen an. Im Atelier können gemeinsam Lernsituationen entwickelt, erprobt und reflektiert werden. Damit würde das Atelier problemorientiert vorgehen und darüber hinaus eine kritisch-konstruktive Auseinandersetzung mit dem Lernfeldansatz ermöglichen.

Lernen in komplexer werdenden Kontexten
Der Komplexitätsgrad der Lehr-Lern-Angebote wird stetig gesteigert, in dem die Studierenden zunehmend mit offeneren Problemstellungen und mehr Eigenverantwortlichkeit bei der Bewältigung der Aufgaben konfrontiert werden. Die verschiedenen Lösungsansätze werden gemeinsam verglichen und die Studierenden können auf diese Weise mit verschiedenen Sichtweisen vertraut gemacht werden. Angestrebt wird damit, ein Denken in Alternativen anzuregen.

Außerdem könnten die Problemstellungen, die im Atelier bearbeitet werden, bei den Studierenden immer wieder neue Fragestellungen anstoßen und so Ausgangspunkt für eigene Forschungsvorhaben sein.

Lernen durch Metakognition
Das Atelier knüpft an das Schulpraktikum mit seiner Schnittstellenfunktion zwischen Universität und Schule an. Mit Blick auf das Schulpraktikum werden im Atelier praxisnahe Handlungssituationen unter Anleitung bewältigt und gemeinsam reflektiert. Hierfür könnte z.B. ein Portfolio als Praktikumsbegleitung für die metakognitive Auseinandersetzung mit dem eigenen Lernprozess entwickelt werden. Die Studierenden erhalten die Möglichkeit, ihre eigenen Handlungen, ihre Kommunikation und Interaktion sowie ihre subjektiven Erfahrungen im Praktikum für sich selbst und im Austausch mit Anderen zu reflektieren.