Als die Überführung der Altfächer "Werken", "Hauswirtschaft" "Textilarbeit" - rudimentär auch "Wirtschaftskunde" - in einen integrierten Lehrerausbildungsgang "Arbeitslehre" anstand, formierten sich die Bedenkenträger. Jeder halbwegs logisch urteilende Bürger sah die Notwendigkeit, einem integrierten Schulfach auch eine integrierte Lehrerausbildung folgen zu lassen. Nicht so die Lehrstuhlinhaber. In einigen Bundesländern war der Widerstand gegen die Arbeitslehre seitens der Hochschullehrer so stark, dass es gar nicht zu einem Schulfach Arbeitslehre kam, sondern es blieb bei den Partikularfächern. Und dort, wo das Fach Arbeitslehre qua Erlass der Schulbehörde eingeführt wurde, kamen die Hochschullehrer nur widerstrebend dem Anpassungsdruck nach. Das Paradebeispiel ist Berlin, wo es seit über dreißig Jahren eine integrierte Arbeitslehre in den Schulen gibt (geben sollte), wo es aber nur möglich ist "Technik/Arbeitslehre" bzw. "Haushalt/Arbeitslehre" usw. zu studieren. In der Hoffnung, dass von jeder teilqualizifierten Spezies wenigstens eine in der Schule auftaucht, erwartet man die Integrationsleistung im Praxisfeld. Das funktioniert natürlich nur sehr unvollkommen. Gleichwohl ist dieser Zustand graduell besser als die rigorose Fächertrennung und auch besser als die Duldung der Partikularfächer bei anempfohlener Kooperation - oft nur ein appellativer Gestus. Muss das so sein?
Spricht man mit Hochschullehrern, so hören wir handfeste ökonomische Argumente: drei Lehrstühle haben mindestens drei Sekretärinnen und drei studentische Hilfskräfte, ein integrierter Studiengang hätte möglicherweise von allem nur eins. Die Argumente reichen aber natürlich weiter, bis ins Zentrum des universitären Selbstverständnisses: Es gehe um Tiefe, nicht um Breite. Der Lehrer soll immer ein Beinahe-Wissenschaftler sein. Und die Lehramtsstudiengänge würden sowieso vom Establishment der Universität schief angesehen. Der Anteil der Fachdidaktik an einem Lehramtsstudiengang ist traditionell klein. Er ist auch nicht organisch mit der Fachwissenschaft verzahnt. Inzwischen gab es einen Generationswechsel bei den Lehrstuhlinhabern, und das Absterben der Partikularfächer wäre vorstellbar. Aber der Automatismus in den Ausschreibungsprozeduren sorgt für Kontinuität.