Gewiß, die Anfänge der Arbeitslehre fallen zusammen mit einer Fundamentalkritik der bundesrepublikanischen Gesellschaft. Analysiert man die Sprache der Arbeitsgemeinschaft "Schule-Wirtschaft", so heißen dort die Tarifparteien "Tarifpartner", die Konkurrenten der Unternehmen heißen "Mitbewerber", es gibt ein "Unternehmerrisiko" aber kein Arbeitsplatzrisiko, zur "Betriebsgemeinschaft" wird verklärt, was im Alltag Interessengegensätze sind. In Arbeitslehre-Lehrplänen der Gründerzeit stand der forsche Satz, das Fach vertrete die "Interessen der abhängig Beschäftigten". Wer sich die Mühe macht wird feststellen, dass die Zeit der "Kathedersozialisten" in der Arbeitslehre - sofern es sie ernsthaft jemals gegeben hat, vorbei ist. Die heutige Arbeitslehre ist nicht wertindifferent, aber sie hat die Klassenkampfperiode längst hinter sich gelassen. Ein ehemaliger Sponti konnte Minister werden, was für die Liberalität unseres politischen Systems spricht, die Arbeitslehre aber behielt in bestimmten Kreisen den Makel der Arbeitgeberfeindlichkeit. Die Arbeitsgemeinschaften "Schule-Wirtschaft", der BDA und nahestehende Kreise haben mehr Sympathie für ein Schulfach Wirtschaft als für die ideologieverdächtige Arbeitslehre. Die didaktischen Argumentationslinien zählen da wenig.