Die langjährigen Auseinandersetzungen bei der Bearbeitung und Umsetzung neuer Ausbildungsordnungen bestätigen die Notwendigkeit grundlegender Reformen der politischen Rahmenbedingungen beruflicher Bildung: Dazu gehört die Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung ebenso wie verbindlich geregelte Weiterbildungsrechte und Weiterbildungsberufe für "dual" ausgebildete Beschäftigte.

Für die IG Metall geht es dabei um tragfähige neue Konzepte; um ein Stück Reform bei jedem Beruf und um solide Qualität.

In den letzten Jahren wurde einiges vereinbart, das zukunftsweisenden Charakter hat.

Das gilt für

  • die vier IT-Berufe,
  • den Fertigungsmechaniker,
  • den Mechatroniker,
  • den Tischler und
  • den Automobilkaufmann.

Und bei den Metall- und Elektroberufen werden wir ebenfalls versuchen, Bildungsansprüche von Jugendlichen zu stärken. Der Erwerb eines Berufes - das Berufsprinzip - bleibt eine Lebenskategorie, zu der es keine Alternative gibt. Dabei geht die IG Metall davon aus, dass mit dem einmaligen Erlernen eines Berufes der notwendige Qualifikationsbedarf von Arbeitnehmern nicht abschließend vermittelt ist.

Die erste berufliche Ausbildungsphase verhilft in der Regel zum Berufseinstieg. Und die Absicherung der Übernahme in Tarifverträgen hat ganz konkret erste Beschäftigungsperspektiven verschafft. Eine hinreichende Qualifikationssicherung für die Dauer eines Berufslebens ist dies allerdings schon lange nicht mehr. Denn es kommt hinzu: Berufsbiografien verlaufen zunehmend weniger gradlinig.

Insoweit ist die schulische und berufliche Grundbildung allein auch überfordert, auf Dauer marktgerechte Qualifikationen anzubieten. Daraus kurzerhand zu schließen, das Berufsprinzip sei überholt, ist ein Kurzschluss und führt in der Konsequenz zu verhängnisvollen Ergebnissen. Die weit gehend in Berufen organisierte Form von Arbeit sichert die Grundlage der Beruflichkeit.

Gerade die neuen Arbeitskonzepte in der Industrie setzen auf berufliche Identitäten und Fachkompetenz. Nicht das Ende des Berufes steht zur Debatte, sondern vielmehr die Renaissance von qualifizierter Arbeit auf der Basis von Berufen. Deshalb setzen die Gewerkschaften auf die Erneuerung des Berufskonzeptes - nicht auf dessen Abschaffung.

Dabei sind es drei konkrete Ansätze zur Sicherung und Weiterentwicklung des Berufskonzeptes, an denen sich gewerkschaftliche Berufsbildungspolitik orientiert:

  • Die Entwicklung prozessorientierter und flexibler Berufsbilder und dies auf der sicheren Basis einer grundständigen drei- oder dreieinhalbjährigen Ausbildung.
    Dies wurde konkret umgesetzt in den neuen Berufen für das Feld der Informations- und Kommunikationstechniken oder für die neuen teamorientierten Arbeitsformen in Produktion und Dienstleistung.
  • Die Schaffung europäischer Berufsprofile auf der Basis einer gemeinsamen Qualifikationsbeschreibung, so geplant im Bereich der Kfz-Service-Technik.
  • Die systematische und organisatorisch umsetzbare Verknüpfung von Strukturen der Aus- und Weiterbildung, wie sie in Konzepten des dualen Studiums oder im Konzept der Ausbildung aus einem Guss im Tischlerhandwerk, vor allem aber bei den neu zu ordnenden Metall- und Elektroberufen vorgesehen ist.