Dass Arbeit der Entfaltung des Menschen gemäß seiner Interessen dienen kann, findet kaum Widerhall. Dass es gilt, Interessen und Neigungen zu entdecken und zu fördern, entspricht selten der Motivation des Lehrkörpers und widerspricht klar dem in Deutschland weit verbreiteten in Dreigliedrigkeit angelegten Bildungssystem. Doch gerade Versäumnisse an dieser Stelle fügen den Schülerinnen und Schülern einen nicht kompensierbaren Schaden zu und hemmen insbesondere die Entwicklung ohnehin schon Unterprivilegierter, die aus bildungsfernen Familien mit meist geringem Haushaltseinkommen stammen.
Viele Studien belegen mittlerweile, dass gerade diese Jugendlichen in unserem Bildungssystem kaum zu höheren Abschlüssen geführt werden. Durch Unterrichtsformen, die weiterhin jegliche pädagogische Konzeption vermissen lassen, indem auf altbackenen Frontalunterricht in Klassen mit über 30 Schülern und nicht ausreichend qualifizierten Lehrern gesetzt wird, manifestieren sich soziale Grenzen und gelingt es nicht den Schülerinnen und Schülern die Kompetenzen zu vermitteln, die für eine selbstbestimmte Lebensplanung im Allgemeinen und die Orientierung in denen sich immer schneller wandelnden Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen im Besonderen unerlässlich sind. Durch Lehrpläne, die auf Reproduktion von Fakten zielen und nicht zum Ziel haben, ein Verständnis der komplexen Gefüge, die unser tägliches Leben bedingen, zu durchleuchten, werden systematisch Lebenschancen verbaut und nicht Handlungsmöglichkeiten eröffnet.