Mangelhafte politische Bildung als gesellschaftlicher Brandherd
Grundsätzlich bin ich kein Freund der Forderung nach immer neuen Fächern an unseren Schulen. Meist stecken zwei Triebfedern dahinter: Die irrige Vorstellung der Politik, man könne Missstände und politischen Handlungsbedarf in unserer Gesellschaft durch Schulfächer beheben und substituieren sowie das Bestreben von Lobbyverbänden, ihre eigenen Anliegen und Interessen durch Verankerung in der schulischen Stundentafel voranzutreiben. Mit neuen Fächern löst man aber keine gesellschaftlichen Probleme. Trotzdem sehe ich bei der Frage, ob wir in der Schule die richtigen inhaltlichen Schwerpunkte setzen, einen akuten Handlungsbedarf. Kritische Medienkompetenz unter Einschluss der Fähigkeit des souveränen Umgangs mit digitalen Medien muss zum Bestandteil des Lehrplans aller Schulfächer werden. Und – mindestens genauso wichtig: Demokratieerziehung und das Fach Politik sollte an unseren Schulen endlich den Stellenwert erhalten, der ihnen in einer demokratischen Gesellschaft zusteht. 70 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland zeigen aktuelle Entwicklungen, dass Demokratie kein Selbstläufer ist, sondern täglich neu errungen werden muss. Dass politische Bildung in fast allen Bundesländern ein solches Schattendasein führt, ist mehr als ein Skandal: Es ist für unser Gemeinwesen brandgefährlich!