Insbesondere auf inhaltlichem und methodischem Gebiet ist eine innovative Weiterentwicklung des Unterrichts in der Schule durch "Bereichsdidaktiken" nicht zu erwarten. Es ist heute schwer genug, sich einen fundierten Überblick über die Teildisziplinen schon eines [/S. 30:] einzigen Faches zu erarbeiten und zu erhalten. Dies zeigt das Beispiel der Biologie. Zu dieser gehören neben anderen die höchst unterschiedlichen (lehrplanrelevanten) Teilgebiete Biologische Systematik, Neurophysiologie, Soziobiologie, Populationsgenetik, Immunbiologie und Ökophysiologie. Es ist schlechterdings unmöglich, sich einen Überblick über mehrere Fächer zu verschaffen, und Lehrerbildung verträgt keine fachdidaktische Inkompetenz.
Auch die Aufgaben der Fachdidaktik in der Lehrerfortbildung können von "Bereichsdidaktiken" nicht übernommen werden. Dies gilt selbst für den fächerübergreifenden Unterricht, der auf einen fachlichen Standort angewiesen ist, um von dort aus fachübergreifende Perspektiven entwickeln zu können. Ein solcher Unterricht ist aber nur dann legitimierbar, wenn er von mehreren Fächern her wissenschaftlich verantwortet werden kann. Auf diese Weise wird ein Dialog ermöglicht, der fundierter ist und weiter greift, als dies in "Bereichsdidaktiken" geleistet werden könnte.