Aufbruch der Generation Social Media für sozialwissenschaftliche Bildung nutzen
Rund 60 Prozent der von der Otto Brenner Stiftung befragten jungen Erwachsenen attestieren sich Politikverdrossenheit, indem sie der Aussage zustimmen, keinen Einfluss auf die Arbeit der Regierung zu haben. Knapp 30 Prozent sehnen sich gar „nach einem starken Führer“. Auf der anderen Seite zeigt die Generation Social Media gerade ein verstärktes Politikinteresse und zivilgesellschaftliches Engagement: Angeführt von Greta Thunberg versammeln sich auch hierzulande tausende Schülerinnen und Schüler unter dem Slogan „Fridays for Future“, um für eine nachhaltige Klimapolitik zu demonstrieren. Sie zeigen Handlungswillen, um den Lebensraum für ihre Zukunft zu schützen. Dabei haben sie nur längst die klassischen Arenen der Vermittlung politischer Inhalte verlassen, organisieren ihre Demonstrationen über soziale Medien. Es sind gerade digitale Medien, die von ihnen genutzt werden, um ihre Themen auf die politische Agenda zu setzen. Dieses Engagement der jungen Generation muss genutzt werden, um im sozialwissenschaftlichen Unterricht die Bedeutung sozialer Medien zu diskutieren, zu analysieren - und ggf. zu relativieren. Denn Jugendliche nutzen Facebook, Instagram und Co. für innovative Wege der politischen Artikulation und Partizipation. Entsteht dadurch aber mehr Pluralismus? Gefährden Filterblasen nicht eher den öffentlichen Diskurs oder gar die deliberative Demokratie? Der sozialwissenschaftliche Unterricht muss dringend genutzt werden, um eben jene Fragen zu diskutieren. Dafür bedarf es u. a. guter digitaler Infrastruktur, kompetenter Fachlehrkräfte, angemessener Wochenstundenanzahlen für das Fach „Politik und Wirtschaft“. Bevor dies erfüllt ist, muss die Schule bereits Raum und Zeit für das drängende Thema "Politik und Gesellschaft im digitalen Zeitalter" bieten, denn: Action speaks louder than words.