Das ABC-Rollenspiel
Alle Spielerinnen und Spieler werden in Dreier-Gruppen aufgeteilt. In jeder Kleingruppe erhält eine bzw. einer einen Zettel mit einem "A" darauf, eine bzw. einer einen "B"-Zettel und die bzw. der Dritte einen "C"-Zettel. Die Gruppen sollen sich im Abstand von 2-3 m zueinander im Raum verteilt hinsetzen. Die folgende Matrix ist auf einer Tafel, Folie o. ä. für alle sichtbar:
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A |
B |
C |
1. Spiel |
Sabine |
Sabines Vater |
Beobachter |
2. Spiel |
Thomas' Mutter |
Beobachter |
Thomas |
3. Spiel |
Beobachter |
Thomas' Mutter |
Sabines Vater |
Im ersten Spiel sprechen also Sabine (gespielt von Teilnehmerin mit "A"-Zettel)
und Sabines Vater ("B") miteinander. Die Teilnehmerin oder der
Teilnehmer mit dem "C"-Zettel ist Beobachter. Wie die Rollen
im 2. und 3. Spiel verteilt werden, ist aus der Matrix zu ersehen.
Die Geschichte
Thomas (17 Jahre alt) und Sabine (15 1/2 Jahre alt) sind seit drei Monaten fest befreundet. Thomas wohnt in der Großstadt und Sabine in einem kleinen Ort, 20 km entfernt. Am kommenden Wochenende wollen die Eltern von Thomas zu Tante Anna fahren. Thomas will eine kleine Fete am Samstagabend geben, lädt selbstverständlich Sabine dazu ein. Der letzte Bus für Sabines Heimfahrt geht um 21 Uhr. Die beiden kommen auf die Idee, daß Sabine bei Thomas übernachten könnte, weil ja die Eltern weg sind.
Im 1. Spiel spricht abends (Dienstag) Sabine mit ihrem Vater, um sein Einverständnis für diesen Plan einzuholen. Der Spielleiter läßt nun den Dialog einige Minuten spielen und bricht dann alle Gruppen ab.
Im 2. Spiel will Thomas die Einwilligung am Mittwochabend von seiner Mutter, die gerade beim Abwaschen ist. Nach ca. 5 Minuten bricht die Spielleitung ab und erklärt den Einstieg in das 3. Spiel:
Die beiden Elternteile kannten sich mal von früher und treffen sich zufällig in einem "Bau- und Hobby-Markt" in der Großstadt am Freitagabend. Sie kommen schnell auf den Plan der Kinder zu sprechen. Das Spiel ist beendet, wenn eine Lösung gefunden wurde.
Reflexion
Alle Spielerinnen und Spieler aller Gruppen kommen zusammen und diejenigen, die im letzten Spiel Beobachterin oder Beobachter waren, (die "A"-Teilnehmerinnen und Teilnehmer) berichten, wie es in ihrer Gruppe ausgegangen ist.
Jetzt soll die Gesamtgruppe über folgende Fragen sprechen:
- Welche Art von Eltern sind in den Gruppen gespielt worden? Wie war der Erziehungsstil der Eltern? Gab es Schicht-Unterschiede? Wie weit wurden die eigenen Eltern oder die Erfahrungen mit ihnen nachgespielt?
- Welche Durchsetzungstaktiken haben die Kinder angewendet? Welche waren erfolgreich? Warum? Wie sollte man sich als Kind in einem solchen Fall gegenüber den Eltern verhalten?
- Wurde das Thema "Risiko Kindkriegen" in den Spielen angesprochen? Welche Meinungen wurden dazu vertreten?
- Wenn man selbst Vater oder Mutter wäre, wie würde man sich verhalten? Wovon hängt dieses Verhalten ab?
Spieldauer
Einführung und drei Spieldurchgänge ca. 30 bis 45 Minuten.
Wolfgang Baer: Das ABC-Rollenspiel. In: Remscheider Diskussionsspiele. Remscheid 1990, S. 29 ff.
Andere Themenbereiche Fälle für Rollenspiele lassen sich für alle Themenbereiche selbst konstruieren. Zu beachten ist, daß die Rollen für die Spielerinnen und Spieler von Spiel zu Spiel möglichst deutlich wechseln sollten, damit jede Spielerin bzw. jeder Spieler den Fall aus verschiedenen Perspektiven spielen kann. Eine Lösung sollte in der Geschichte nicht vorgegeben werden. Die Situation sollten für die Spielerinnen und Spieler großen Interpretationsspielraum lassen. Die zu spielenden Rollen sollten aus dem Erfahrungsraum der Teilnehmerinnen und Teilnehmer stammen, damit eine Rollenidentifikation beim Spieleinstieg leichter fällt. Vgl. Wolfgang Baer, a. a. O. |
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