Fallstudie zur Personalwirtschaft: Personalbeurteilung im Bankenbereich

Bernd O. Weitz unter Mitarbeit von Christiane Uetz

Inhalt

1 Vorbemerkungen
2 Intentionen
3 Falldarstellung
4 Arbeitsaufträge
5 Materialien
   5.1 Beurteilungsbogen
   5.2 Richtlinien zur Mitarbeiterbeurteilung
6 Formaler Ablauf
7 Aufbewahrung der Unterlagen
8 Beurteilungsskala und Beurteilungsmerkmale
9 Tatsächliche Lösung
Literatur

 

1 Vorbemerkungen

Die vorliegende Fallstudie beschäftigt sich mit dem Problemkreis Personalbeurteilung. Die Präsentation des Materials erstreckt sich auf die Darstellung des Falles und einen Theorieteil.

Der Fall stellt die Entwicklung und gegenwärtige berufliche Situation einer Bankkauffrau dar. Sie wurde vor kurzer Zeit von einer Sparkasse als Kassen- und Servicemitarbeiterin eingestellt. nach einer kurzen Beschreibung der Bank und ihrer Personalstruktur wird der Tätigkeitsbereich der neuen Angestellten dargestellt. Es ergeben sich bald nach der Einstellung Probleme mit Mitarbeitern und Kunden. Am Ende der Probezeit soll eine Personalbeurteilung durchgeführt werden. Dem Schüler wird die Aufgabe gestellt, sich in die Rolle eines Personalbearbeiters zu versetzen und anhand von ausführlichem Informationsmaterial zur Personalbeurteilung diese Beurteilung selbst durchführen. In einem abschließenden Kapitel werden Materialien zu der in der Praxis durchgeführten Beurteilung präsentiert. Die Schülerergebnisse können damit in einen Vergleich zur Unternehmenspraxis gestellt werden.

Die Fallstudie wurde auf der Basis eingehender Recherchen in einer konkreten Bank durchgeführt. Namen und Ortsangaben wurden aus Datenschutzgründen anonymisiert. Alle Angaben im besonderen aber die Materialien zur Personalbeurteilung entsprechen jedoch der Praxis.

2 Intentionen

Im Rahmen der Bearbeitung des Fallstudienmaterials sollen die Schüler das Personal-beurteilungssystem eines Unternehmens kennenlernen. Zugleich sollen die Lernenden eine Personalbeurteilung selbständig durchführen und dabei Probleme bei der Beurteilung von Mitarbeitern kennenlernen.

3 Falldarstellung

Sabine Siebert wurde am 24. 03. 1972 in Mellingen geboren. Sie besuchte dort die Realschule und anschließend das Berufskolleg. Am 01. 08. 1990 begann Sie bei der Sparkasse Salzstadt ein 2 ½-jährige Ausbildung zur Bankkauffrau. Die Sparkasse Salzstadt stellte ihr am 30. 01. 1993 folgendes Ausbildungszeugnis aus:

Sparkasse Salzstadt
Der Vorstand
 
Ausbildungszeugnis
 

Frau Sabine Siebert geb. am 24. 03. 1972 in Mellingen, wohnhaft in Mellingen, hat am 01. 08. 1990 ihre 2 ½-jährige Ausbildung für den Beruf Bankkaufmann/Bankkauffrau bei unserer Sparkasse begonnen.

Entsprechend dem Ausbildungsplan wurde Frau Siebert in allen Sachbereichen und jeweils über einen längeren Zeitraum in den wichtigsten Abteilungen unseres Hauses sowie im Zweigstellenbereich ausgebildet.

Die dabei vermittelten theoretischen und praktischen Kenntnisse wurden durch den Besuch der Kaufmännischen Berufsschule - Bankfachklasse - in Überlingen, innerbetrieblichen Unterricht und durch Zwischen- und Abschluß-Lehrgang der Badischen Sparkassenakademie in Rastatt vertieft.

Während der Ausbildungszeit hatte Frau Siebert Gelegenheit, sich mit allen vorkommenden Bank- und Sparkassengeschäften vertraut zu machen und sich die erforderlichen Sachkenntnisse anzueignen. Sie hat von dieser Möglichkeit regen Gebrauch gemacht und die ihr gestellten Aufgaben stets zuverlässig, vollständig und zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt. Sie besitzt eine rasche Auffassungsgabe und ist fleißig und hilfsbereit. Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitern sowie auch gegenüber der Kundschaft war immer freundlich und zuvorkommend. Auch über ihr außerdienstliches Verhalten ist uns nichts Nachteiliges bekannt. [/S. 41:]

Frau Siebert hat am 21. 01. 1993 die Bankkaufmannsgehilfenprüfung vor der IHK Bodensee-Oberschwaben in Weingarten mit der Note "gut" (81 Punkte) abgelegt und wurde anschließend von uns in das Angestelltenverhältnis übernommen.

 
Salzstadt, den 30. 01. 1993
 
Sparkasse Salzstadt
       
Der Vorstand
       
Schenke
Warner
Mohl
     

 

Während der Ausbildung wohnte Sabine Siebert bei Ihren Eltern, die sich jedoch im November 1992 scheiden ließen. Sabine litt sehr unter der Trennung ihrer Eltern. Sie blieb bei ihrem Vater in Mellingen, während die Mutter nach Sommertal zog, (etwa 150 km von Mellingen entfernt). Das bis dahin gute Verhältnis zu ihrem Vater änderte sich jedoch recht schnell als dieser von ihr erwartete, daß sie die hausfraulichen Pflichten übernahm. Sie beendete zum 30. 03. 1993 ihr Arbeitsverhältnis bei der Sparkasse Salzstadt und zog zu ihrer Mutter nach Sommertal. Da sie nach der Ausbildung nur noch wenige Wochen bei der Sparkasse tätig war, erhielt sie für diese Zeit kein zusätzliches Zeugnis.

Schon von Mellingen aus bewarb sich Sabine Siebert bei mehreren Banken im Umkreis von Sommertal um eine Arbeitsstelle als Bankkauffrau. Unter anderem auch bei der Kreissparkasse in Borgis , da ihre Mutter bei deren Geschäftstelle in Sommertal ihr Geschäftskonto eröffnet hatte.

Aufgrund ihres guten Abschlußzeugnisses und der Geschäftsverbindung zu ihrer Mutter, die in Sommertal einen Kosmetiksalon eröffnet hatte, erhielt sie zum 01. 06. 1993 einen Arbeitsvertrag bei der Kreissparkasse Borgis.

Die Kreissparkasse Borgis ist mit ihrer Hauptstelle in Borgis, ihren über 12 Hauptgeschäftsstellen und 71 Geschäftsstellen eine der größten Universalbanken und bedeutender Arbeitgeber in Sommertal im Landkreis. Sie beschäftigt 1025 Mitarbeiter, von denen 91 Auszubildende sind.

Frau Siebert wurde für die Hauptgeschäftsstelle Sommertal als Service- und Kassenmitarbeiterin eingestellt. Sommertal ist eine Geschäftsstelle mit insgesamt 48 Angestellten. Zu ihrem Geschäftsbereich gehören neben der Hauptstelle in Sommertal (34 Mitarbeiter) noch 4 weitere Geschäftsstellen (Bergtorstraße (3 Mitarbeiter), Burgplatz (3 Mitarbeiter), Steinach (5 Mitarbeiter), Domplatz (3 Mitarbeiter)). Herr Berger, der Direktor der Geschäftsstelle und Herr Müller, der Innenbetriebsleiter, sind stolz auf das gute Betriebsklima ihrer Geschäftsstelle.

Im Privatkundenbereich der Hauptstelle Sommertal sind 14 Mitarbeiter tätig. Dieser ist wie folgt aufgeteilt:

 

 
Herr Müller
 
 
Leiter des Privatkundenbereichs
 
       
Serviceschalter Kasse Privatkundenberater Individualkundenberater
Fr. Birk H. Diehm H. Hofmann Fr. Keck
Fr. Netzer H. Schmid H. Obert H. Natterer
Fr. Bauch Fr. Heber Fr. Prinz H. Frei

 

Die Aufgaben von Frau Siebert können sie den Stellenbeschreibungen der Kreissparkassse Borgis entnehmen.

Stelle: Service      
Stellen-Nr. 11 Bewertung: VII    
       
Ausbildung: Bankkaufmann
       
Hauptaufgaben:
  • Bedienung von Kunden im Mengengeschäft
  • Kurzberatungen
  • Erkennen von Beratungsansätzen und Weiterleitung an den Berater
  • Dauerauftragssachbearbeitung
  • Scheckkartenverwaltung
  • Annahme von Reklamationen
  • Auflösen von Girokonten
  • Verwaltung der Briefschließfächer und der Sparbuchverwahrfächer
  • Verwaltung der autom. Kontoauszugsdruckers

 

Stelle: Kasse
Stellen-Nr. 13 Bewertung: VIb    
       
Ausbildung: Bankkaufmann
       
Hauptaufgaben:
  • DM-Kassengeschäfte
  • Sortengeschäfte
  • Kurzberatungen
  • Erkennen von Beratungsansätzen
  • Geldautomatenverwaltung

 

Die Kreissparkasse Borgis stellt recht hohe Erwartungen an das Verhalten ihrer Mitarbeiter. Aus Sicht der Leitung ist jeder Mitarbeiter auch für das Image der Kreissparkasse mitverantwortlich. Sein Verhalten am Arbeitsplatz und im Privatleben fällt auf die Kreissparkasse zurück. Sie erwartet von ihren Mitarbeitern:

  • Freundlichkeit
  • Pünktlichkeit
  • Sachkompetenz
  • gepflegtes Äußeres

Aufgrund der hohen Bankendichte im Landkreis Borgis ist die Zufriedenheit der Kunden wichtig.

Frau Siebert wurde am Serviceschalter in Sommertal von Frau Birk eingearbeitet. Frau Birk ist seit 8 Jahren dort tätig und auf dieser Stelle eingearbeitet. Frau Netzer hat ihre Ausbildung bei der Kreissparkasse Borgis vor sechs Monaten beendet. Frau Bauch ist eine ältere Mitarbeiterin, die bisher eine Einmann-Geschäftsstelle ohne Computeranschluß geführt hatte. Diese wurde vor kurzen wegen mangelnden Kundenverkehrs geschlossen.

Am Anfang hatte Frau Siebert große Probleme mit dem Computersystem der Kreissparkasse Borgis. Sie zeigte keine sehr gute Auffassungsgabe und mußte sich viele Dinge mehrfach erklären lassen. Ihr umfangreiches theoretisches Wissen konnte sie in der Praxis nicht umsetzen.

Als sich Herr Müller am Ende der ersten Woche nach der Einarbeitung von Frau Siebert erkundigte, war Frau Birk von der neuen Mitarbeiterin wenig begeistert. Sie hielt sich mit ihrem Urteil zurück, um Frau Siebert eine längere Anlaufzeit zu gewähren.

Herr Müller hatte mit einer Einarbeitungszeit von zwei bis drei Wochen gerechnet. Es stellte sich aber heraus, daß Frau Siebert in der vierten Woche noch nicht in der Lage war, die Vertretung von Frau Netzer eigenständig zu übernehmen.

Auch in der Folge ergab sich keine wesentliche Verbesserung. Frau Siebert fehlte in vielen Bereichen das voraussetzbare Wissen. Sie brauchte viele Hilfestellungen ihrer Kolleginnen und war selten in der Lage, selbständig zu arbeiten. Vorschläge zur Verbesserung ihrer Arbeitstechnik und ihres Arbeitstempos empfand sie als beleidigend. Sie konnte konstruktive Kritik nur selten annehmen und umsetzen. Sie erwies sich als arrogant und empfindlich. Frau Siebert war selbst ziemlich ruppig im Umgang mit ihren Kolleginnen. Es gab mehrmals Streit am Serviceschalter. Die Stimmung war so schlecht, daß dies auch die anderen Mitarbeiter der Geschäftsstelle bemerkten. Es gab häufig Beanstandungen von Kunden, weil Frau Siebert Aufträge nicht anweisungsgemäß erledigt hatte, oder ihr Fehler unterlaufen waren. Diese landeten unter anderem bei Herrn Müller. Frau Siebert war oft unkonzentriert. Sie arbeitete umständlich und brauchte fast immer länger als ihre Kolleginnen.

Die Situation spitzte sich Mitte Juli zu. Frau Siebert erschien wiederholt unpünktlich und unkorrekt gekleidet zur Arbeit. Sie mußte zur Arbeit angehalten werden. Laut Aussage ihrer Kolleginnen tat sie nicht mehr als unbedingt notwendig. Die Zusammenarbeit in der Gruppe wurde durch Frau Siebert gestört. In Folge dieser schwerwiegenden Probleme, kam er zu einer Abmahnung durch Herrn Müller. Er forderte sie auf, ihr Verhalten zu ändern. Sie müsse sich bemühen, in der Gruppe mitzuarbeiten und sich gegebenenfalls auch unterordnen. [/S. 43:]

Frau Siebert kam am 23.07.1993 in die Geschäftsstelle Domplatz. Als Vertretung für Herrn Frehner, der an einem zweimonatigen Weiterbildungskurs teilnahm, sollte sie dort die zweite Kasse führen.

Die Geschäftsstelle Domplatz ist wie folgt organisiert:

Herr Müller hoffte, daß Frau Siebert in dieser kleinen Geschäftsstelle besser zurechtkommen würde. Außerdem wollte er sich nicht nur auf die Aussagen seiner Servicedamen in Sommertal verlassen und wußte, daß er von Herrn Frank sicher eine objektive Beurteilung erhalten würde.

Ihr äußeres Erscheinungsbild verbesserte sich nach dem Gespräch mit Herrn Müller, aber die Probleme blieben die gleichen. Frau Siebert war zu den Kunden nicht sehr freundlich. Sie zeigte sich wenig hilfsbereit und gab oft unbeherrschte Antworten. Das ganze gipfelte darin, daß sie mit einer Kundin eine Diskussion anfing, ob eine Spende an den Tierschutzbund überhaupt sinnvoll wäre. Die Kundin beschwerte sich bei der Geschäftsleitung. Sie drohte Herrn Frank mit der Auflösung ihrer Kontoverbindung.

Am 23.09.1993 kam Frau Siebert wieder zurück in die Geschäftsstelle Sommertal. Sie vertrat Frau Bauch, die sich bei einem Sturz ein Bein gebrochen hatte.

Herr Müller erhielt am 30.09.1993 von der Personalabteilung den Bogen für die Mitarbeiter-beurteilung von Frau Siebert zugesandt mit Bitte um Rückgabe zum 15.10.1993. Nach den Richtlinien zur Mitarbeiterbeurteilung der Kreissparkasse in Borgis ist eine Beurteilung am Ende der 6-monatigen Probezeit bei Neueinstellung notwendig. Herr Müller unterhielt sich mit Frau Birk, Herrn Frank und Herrn Petrin, um sich ein genaues Bild über die Leistungen von Frau Siebert machen zu können. Er empfand eine solche Beurteilung als eine eher unan-genehme Sache. Sie kostet viel Zeit und führt oft zu Spannungen im Verhältnis der Mitarbeiter zueinander, sowie zu den Vorgesetzten. Im Fall von Frau Siebert war wahrscheinlich mit Schwierigkeiten zu rechnen, da er bereits gemerkt hatte, daß sie selbst sich eigentlich ganz anders einschätzte, als sie von anderen empfunden wurde.

Bevor Herr Müller den Beurteilungsbogen ausfüllte, klärte er seine Entscheidung mit dem Direktor der Geschäftsstelle Herrn Berger ab.

4 Arbeitsaufträge

  1. Führen Sie anstelle von Herrn Müller die Personalbeurteilung von Frau Siebert durch. Berücksichtigen Sie dabei die nachfolgend aufgeführten Materialien zur Personalbeurteilung.
  2. Notieren Sie die wesentlichen Probleme einer Personalbeurteilung, die Ihnen im Verlaufe der Bearbeitung der Fallstudie bewußt werden.

5 Materialien

5.1 Beurteilungsbogen

[/S. 44:]

 
Mitarbeiter Beurteilung
 
  Grund der Beurteilung Datum
  Ablauf der Probezeit
  Regelmäßige Beurteilung
  Wunsch des Mitarbeiters
  Sonstiger Anlaß
Name, Vorname Geburtsdatum
Tätigkeit (Stellenbezeichnung) seit Vergütungsgruppe
Abteilung/Geschäftsstelle  
1.
Beurteilungsmerkmale (bitte ankreuzen)
1
2
3
4
5
6
7
01
Fachkönnen, bezogen auf die Tätigkeit              
02
Qualität der Leistung              
03
Quantität der Leistung              
04
Arbeitsbereitschaft (A: Initiative)              
05
Arbeitsbereitschaft (B: Fleiß und Zeitausnutzung)              
06
Bereitschaft zur Zusammenarbeit (soziales Verhalten)              
07
Kundenwirksames Verhalten              
08
Führungsverhalten (für Mitarbeiter mit Vorgesetztenfunktion)              
09
Dispositionsfähigkeit (für Mitarbeiter mit Vorgesetztenfunktion)              
 

Nur bei Beurteilung vor Ablauf

der Probezeit

(Zutreffendes bitte ankreuzen)

Vorbehaltlose Weiterbeschäftigung    
Weiterbeschäftigung mit Einschränkung    
Weiterbeschäftigung wird nicht befürwortet    
 
Sonstige Hinweise des Beurteilers:

 

 

Besondere Stärken des Mitarbeiters: Schwächen des Mitarbeiters:

 

 

Besondere Empfehlungen des Beurteilers: sowie Wünsche des Mitarbeiters:

 

 

Beurteilt durch: Zur Kenntnis genommen:

________

Datum

__________________

Unterschrift/Beurteiler

________

Datum

___________________

Unterschrift/Mitarbeiter

Gesehen: Gesehen:

__________

Vorstand

__________

Personalleiter

 

5.2 Richtlinien zur Mitarbeiterbeurteilung

- Personalabteilung -

Mitarbeiter-Beurteilung

Bewertung der Beurteilungsmerkmale

Bewertung Fachkönnen (Hinweise zur Bewertung)
1 (sehr gut) Besitzt ein umfassendes und überdurchschnittl. Fachkönnen - sichere Beherrschung des Arbeitsbereiches - zeigt Kenntnisse von Nachbargebieten - findet selbständig effiziente Lösungen - sichere Orientierung in neuen Situationen - ist besonders kreativ.
2 (gut und besser) Zeigt ein hohes Fachkönnen - in bezug auf die Tätigkeit sicher und selbständig - findet gute Lösungen - findet sich in neuen Situationen zurecht - zeigt oft neue Ideen.
3 (gut/entspricht den Anforderungen in vollem Umfang) Das Fachkönnen entspricht den Anforderungen der Tätigkeit voll - die Aufgaben werden zum großen Teil selbständig und sicher erledigt - zeigt Flexibilität.
4 (zum Teil gut/zum Teil zufriedenstellend) Das Fachkönnen entspricht den Anforderungen der Tätigkeit - beherrscht die Materie des eigenen Arbeitsgebietes meist gut - findet akzeptable Lösungen - paßt sich neuen Situationen oft mit Erfolg an - zeigt gelegentlich neue Ideen.
5 (zufriedenstellend) Das Fachkönnen entspricht nicht immer den Anforderungen - erfaßt aber Einzelheiten oft gut - trotz guter Erfahrungen treten Unsicherheiten auf - häufig ist Eingreifen notwendig - bewältigt neue Situationen nicht ohne Schwierigkeiten - entwickelt kaum Ideen.
6 (nur teilweise zufriedenstellend) Das Fachkönnen entspricht vielfach nicht den Anforderungen - Erfahrungen sind vorhanden, die aber nicht konsequent angewendet werden - häufiges Eingreifen ist notwendig - in neuen ist Situationen stets Anweisung und Hilfestellung notwendig.
7 (unbefriedigend) Das Fachkönnen entspricht nicht den Anforderungen der Tätigkeit - es treten erhebliche Lücken auf - kann neue Situationen nicht selbständig meistern - vorhandene Erfahrung wird nur sehr unzureichend genutzt.

 

6. Formaler Ablauf

6.1. Die Einhaltung der Beurteilungstermine wird von der Personalabteilung überwacht. Die Personalabteilung gibt etwa 4 Wochen vor dem Beurteilungstermin die Beurteilungsbogen an die jeweils zuständigen Beurteiler.
6.2. Der Beurteiler füllt den Beurteilungsbogen aus und führt danach das Beurteilungsgespräch.
6.3. Das Beurteilungsgespräch ist vom Beurteiler auf dem Beurteilungsbogen zu dokumentieren; der Mitarbeiter nimmt die Beurteilung mit seiner Unterschrift zur Kenntnis.
6.4. Über strittige Beurteilungspunkte sollte eine Einigung erzielt werden. Für den Fall, daß eine Einigung nicht erzielt wird, ist es möglich, ein weiteres Gespräch zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter unter Hinzuziehung des Personalrates oder/und der Personalabteilung zu führen, um eine Einigung zu erzielen. Ist dies nicht möglich, so kann der Mitarbeiter seine Darstellung schriftlich der Beurteilung beifügen. [/S. 46:]
6.5. Der Rückgabetermin für die Beurteilungen wird von der Personalabteilung vorgegeben.
6.6. Die Beurteilung wird über die Personalabteilung an den Vorstand zur Kenntnis gegeben.

 

7. Aufbewahrung der Unterlagen

Die Mitarbeiterbeurteilung ist als Bestandteil der Personalakte besonders vertraulich zu behandeln. Die Ablage in der Personalakte erfolgt unverzüglich.

8. Beurteilungsskala und Beurteilungsmerkmale

Die Beurteilungsskala besteht aus sieben Bewertungsstufen. Sie bietet die Möglichkeit einer differenzierten Beurteilung. Dabei ist die 7 die beste und die 1 die schlechteste Bewertungsstufe.

Bei den Beurteilungskriterien sind alle Bewertungsstufen beschrieben. In der Stufe 5 erfüllt der zu Beurteilende die im einzelnen Beurteilungskriterium gestellten Anforderungen noch.

Nicht alle Beurteilungsmerkmale treffen auf alle Mitarbeiter zu. Es wird unterschieden nach Mitarbeitern ohne Führungsfunktion und Mitarbeitern mit Führungsfunktion. Die jeweils zutreffenden Kriterien sind nachstehend angekreuzt:

 

Mitarbeiter ohne

Führungsposition

Mitarbeiter mit

Führungsposition

01 Fachkönnen, bezogen auf die Tätigkeit

02 Qualität der Leistung

03 Quantität der Leistung

04 Arbeitsbereitschaft (A. Initiative)

05 Arbeitsbereitschaft (B. Fleiß und Zeitausnutzung)

06 Bereitschaft zur Zusammenarbeit (soziales Verhalten)

07 Kundenwirksames Verhalten *)

08 Führungsverhalten für Mitarbeiter mit Vorgesetztenfunktion

09 Dispositionsfähigkeit (für Mitarbeiter mit Vorgesetztenfunktion)

 

*) nur für Mitarbeiter mit Kundenkontakt

x

x

x

x

x

x

x

 

 

 

 

x

x

x

x

x

x

x

x

x

 

 

 

Erläuterungen des Unternehmens zur Mitarbeiterbeurteilung

Allgemeines

Ziel des Beurteilungswesens ist es, den richtigen Mitarbeiter zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Arbeitsplatz einsetzen zu können, um damit einen optimalen Arbeitseinsatz zu erreichen. Außerdem können die Fachkenntnisse des Mitarbeiters rechtzeitig den jeweils gegebenen Anforderungen angepaßt werden.

Die Beurteilung darf nur berufsbezogene Tatsachen und Beobachtungen enthalten. Das Privatleben des Mitarbeiters ist nicht Gegenstand der Beurteilung.

Dem Mitarbeiter soll durch die Beurteilung auch aufgezeigt werden, wie seine Leistungen und seine Möglichkeiten weiterentwickelt werden können. Ein in geeigneter Form zu führendes Beurteilungsgespräch hat das Ziel, den Mitarbeiter in seiner Leistungsbereitschaft zu stärken - ihm aber auch durch Aufzeigen von Schwächen die Möglichkeit zu eröffnen -, die schwächer beurteilten Leistungen zu verbessern. [/S. 47:]

Die Mitarbeiterbeurteilung liefert Erkenntnisse darüber, wie der Mitarbeiter aufgrund seiner Leistungen, seines Verhaltens sowie seiner individuellen Fähigkeiten und Neigungen langfristig eingesetzt werden kann und welche gezielten Förderungsmaßnahmen notwendig sind, um eine Übereinstimmung zwischen den Anforderungen seines gegenwärtigen und zukünftigen Arbeitsplatzes herzustellen.

Die Mitarbeiterbeurteilung ist also ein geeignetes Mittel für

  • den richtigen Personaleinsatz
  • die weitere Entwicklung des Mitarbeiters
  • zweckmäßige Weiterbildung
  • die Förderung einer effizienten Zusammenarbeit
  • eine Anerkennung erbrachter Leistungen.

Beurteilungsrhythmus

Für die Mitarbeiter sind regelmäßige Beurteilungen vorgesehen, und zwar

  1. vor Ablauf der Probezeit
  2. bis zum 30. Lebensjahr jährlich
  3. danach jeweils alle 3 Jahre

Beurteilungen aus besonderem Anlaß sind insb. in den folgenden Fällen vorgesehen:

  1. auf Anforderung der Personalabteilung (z. B. bei Versetzung und beim Erteilen von Zwischenzeugnissen)
  2. auf Wunsch des Mitarbeiters

Beurteilung

Beurteiler ist immer der direkte Vorgesetzte. Voraussetzung ist, daß er die Leistungen des zu beurteilenden Mitarbeiters kennt und weiß, wie die Arbeitsergebnisse zustande kommen.

Beurteilungsgespräch

Das Beurteilungsgespräch ist ein wichtiger Teil des Beurteilungssystems.

In diesem Gespräch sollen die positiven Leistungen und Verhaltensweisen mit dem Ziel aufgezeigt werden, sie evtl. noch zu verstärken. Selbstverständlich wird auch auf die Schwachstellen eingegangen. Hier sollten Anregungen gegeben werden, wie sie abgestellt bzw. minimiert werden können. Dadurch bekommt der Mitarbeiter gezielt eine Rückmeldung, wie seine Leistungen vom Vorgesetzten eingestuft werden.

Durch die Beurteilung und das damit verbundene Gespräch werden Informationen über die Fähigkeiten und Wünsche des Mitarbeiters erfaßt und festgehalten. Der Mitarbeiter kann somit leichter seiner Befähigung entsprechend eingesetzt werden. [/S. 48:]

9. Tatsächliche Lösung

 
Mitarbeiter Beurteilung
 
  Grund der Beurteilung Datum 15.10.1993
  Ablauf der Probezeit
  Regelmäßige Beurteilung
  Wunsch des Mitarbeiters
  Sonstiger Anlaß
Name, Vorname Siebert, Sabine Geburtsdatum 24.03.1972
Tätigkeit (Stellenbezeichnung) Kasse u. Service seit 01.06.93 Vergütungsgruppe VII
Abteilung/Geschäftsstelle  
1.
Beurteilungsmerkmale (bitte ankreuzen)
1
2
3
4
5
6
7
01
Fachkönnen, bezogen auf die Tätigkeit          
X
 
02
Qualität der Leistung          
X
 
03
Quantität der Leistung          
X
 
04
Arbeitsbereitschaft (A: Initiative)          
X
 
05
Arbeitsbereitschaft (B: Fleiß und Zeitausnutzung)          
X
 
06
Bereitschaft zur Zusammenarbeit (soziales Verhalten)            
X
07
Kundenwirksames Verhalten          
X
 
08
Führungsverhalten (für Mitarbeiter mit Vorgesetztenfunktion)              
09
Dispositionsfähigkeit (für Mitarbeiter mit Vorgesetztenfunktion)              
 

Nur bei Beurteilung vor Ablauf

der Probezeit

(Zutreffendes bitte ankreuzen)

Vorbehaltlose Weiterbeschäftigung    
Weiterbeschäftigung mit Einschränkung    
Weiterbeschäftigung wird nicht befürwortet
X
 
 

 

Beurteilungsgespräch

Das Beurteilungsgespräch zwischen Herrn Müller und Frau Siebert verlief nicht sehr erfreulich. Frau Siebert weigerte sich, die Beurteilung zu unterzeichnen, obwohl Herr Müller ihr mehrmals erklärt hatte, daß ihre Unterschrift nicht eine Bestätigung der Beurteilung sei, sondern lediglich dokumentierte, daß sie die Beurteilung zur Kenntnis genommen habe.

Frau Siebert wandte sich an den Personalrat Herrn Niedermaier. Dieser führte mehrere Gespräche mit Herrn Müller, Herrn Frank und Herrn Weinert, dem Leiter der Personalabteilung. Doch da die Aussagen aller sich glichen, konnte er Frau Siebert auch nicht helfen. Er konnte lediglich mit der Personalabteilung aushandeln, daß sie nicht direkt nach der Probezeit zum 31.11.1993 sondern zum 31.12.1993 entlassen wurde. Der glatte [/S. 49:] Kündigungstermin sieht in einer neuen Bewerbung besser aus.

Auf ein qualifiziertes Zeugnis verzichtete Frau Siebert und erhielt von der Kreissparkasse Borgis folgende Arbeitsbescheinigung:

 

 

Kreissparkasse Postfach 123 67890 Borgis
Hauptstraße 10 ¤ 67890 Borgis

 

Ihr Zeichen

 

 

 

Ihre Nachricht

 

Ihr Gesprächspartner

H. Weinert

Durchwahl

0123/4567

Datum

16.12.1993

 
 
Arbeitsbescheinigung
Frau Sabine Siebert, geboren am 24.03.1972, war vom 01.06.1993 bis 31.12. 1993 als Angestellte bei unserer Sparkasse beschäftigt.
Während dieser Zeit haben wir Frau Siebert mit folgenden Aufgaben betraut:

01.06. - 19.07.1993

 

 

Serviceschalter Geschäftsstelle Sommertal

Bedienung der Kunden im Mengengeschäft, Erkennen von Beratungsansätzen und Weiterleiten der Kunden an die Berater

23.07. - 20.09.1993

 

 

Geschäftsstelle Domplatz

Führen der Terminalkasse, Bedienung der Kunden im Mengengeschäft

23.09. - 31.12.1993

 

 

Serviceschalter Geschäftsstelle Sommertal

Bedienung der Kunden im Mengengeschäft, Durchführung von Kurzberatungen, Ausgabe von Verfügungsvordrucken und Nachtrag von Sparkassenbüchern.

 
KREISSPARKASSE BORGIS
 

Literatur

Stein, H./ Weitz, B. O. (1993): Personalwirtschaft. Grundlagen - Berufsbildung - Personalentwicklung. Essen

Weitz, B. O. (1994): Fallstudien zur Industriebetriebslehre. Essen

Weitz, B. O. (1994):Fallstudienarbeit. In: Wirtschaft und Gesellschaft im Beruf, H. 5, S. 191-197

 

Dieser Text ist unter gleichem Titel erschienen in: Weitz, Bernd O. (1996): Fallstudienarbeit in der beruflichen Bildung. (Sonderheft Wirtschaft und Gesellschaft im Beruf). Bad Homburg vor der Höhe: Gehlen, S. 40-47.
© 2001 Bernd O. Weitz, Halle/Saale
© 2002 sowi-online, Bielefeld
Um den Text zitierfähig zu machen, sind die Seitenwechsel des Originals in eckigen Klammern angegeben, z. B. [/S. 53:].
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