Bernd O. Weitz
Inhalt
1. Intentionen
2. Falldarstellung
3. Bearbeitung der Fallschilderung
4. Lösungshinweise (Bilanz, Einnahmen- und Ausgabenrechnung)zu
den Arbeitsaufgaben
Bilanz zum 31.12.2001
Aufwand = monatliche Auszahlungen
Umsatzerlöse 2001 inkl. Umsatzsteuer
Berechnung des monatlichen Liquiditätsüberschusses
Berechnung der monatlichen kalkulatorischen Kosten
Berechnung des Gewinns
5. Zusammenfassende Einschätzung des Gründungsvorhabens
Literatur
1. Intentionen
Die vorliegende Fallstudie soll den Problemkreis der Unternehmensgründung eines Gewerbebetriebes am Beispiel einer Landschaftsgärtnerei veranschaulichen. Sie versteht sich als weiterer Baustein im Rahmen der Bemühungen von Lernenden eine aktivere Auseinandersetzung mit Theorie und Praxis des Wirtschaftsgeschehens zu ermöglichen (vgl. hierzu insbes. Weitz 1998 und 2000). Die Fallstudie wurde auf der Basis eingehender Recherchen in einem realen Unternehmen gestaltet. Namen und Ort wurden aus Datenschutzgründen verändert. Die Fallstudie soll den Lernenden zunächst die Bandbreite an Anforderungen, Entscheidungsnotwendigkeiten und Problemen verdeutlichen, die anfallen, bis die geplante Selbständigkeit Realität wird.
Die Fallstudie soll weiterhin exemplarisch die Größenordnungen der Grundinvestitionen und der monatlichen Belastungen nachvollziehbar machen, die auf einen selbständig Gewerbetreibenden zukommen können. Hierzu wird ein relativ umfassendes Zahlen und Datenmaterial zur finanziellen Situation des Unternehmens in seiner Gründungs- und Anlaufphase bereitgestellt. Dieses Material soll im Rahmen einer zu erstellenden Bilanz sowie Einnahmen und Ausgabenrechnung zusammengefasst und beurteilt werden. Dies setzt voraus, dass eine entsprechende Verknüpfung zum Lernbereich Rechnungswesen berücksichtigt wird bzw. die notwendigen Grundkenntnisse vorliegen (vgl. hierzu insbes. Stein/ Weitz 1992). Die Fallstudie soll es auch ermöglichen, die Risiken, aber auch die Hoffnungen und Bedenken eines Unternehmensgründers nachzuvollziehen. Nicht zuletzt sollen die Lernenden in der Bearbeitung der Fallstudie nachvollziehend einschätzen können, welche Anforderungen an Fähigkeiten, persönliches Engagement und Kreativität gestellt werden, wenn sich der Traum von der Selbständigkeit realisieren und diese erfolgreich gestalten soll.
Auf Ausführungen zur Fallstudiendidaktik bzw. zu den theoretischen Grundlagen des Einsatzes von Fallstudien in der ökonomischen Bildung wird an dieser Stelle verzichtet. (Hierzu wird verwiesen auf Weitz 1996.)
2. Falldarstellung
Nach Bestehen der Abschlussprüfung zum Gärtnermeister, Richtung Baumschule, und Heirat seiner Verlobten Elvira (26) beantragte Stephan Körtel (28) am 4.1.2001 den Gewerbeschein zum Betrieb einer Landschaftsgärtnerei. Die Gründe für diesen Schritt in die Selbständigkeit sind vielschichtig. Einerseits halte sich Stephan Körtel als Angestellter einer gut eingeführten Landschaftsgärtnerei die notwendigen Fachkenntnisse angeeignet. Diese Landschaftsgärtnerei war spezialisiert auf die Anlage von Gärten für Einfamilienhäuser mit allen dabei anfallenden Arbeiten, wie z.B. der Verlegung von Dränagen, Erstellung von Pergolen, Anlage von Gartenwegen, räumliche Gestaltung und Bepflanzung der Gärten.
Stephan Körtel halte schon immer das Ziel, sich selbständig zu machen, da sein Motto lautet: "Lieber ein kleiner Herr als ein großer Knecht". Die familiären Auseinandersetzungen mit seinem Vater, der der Eigentümer einer sehr gut eingeführten Baumschule ist, erleichtern ihm auch den Entschluss, seinen eigenen Betrieb zu gründen, statt ständige Machtkämpfe im Betrieb seines Vaters auszufechten, da Vater und Sohn Anhänger unterschiedlicher Unternehmensphilosophien sind. Diese Auseinandersetzungen belasteten Stephan Körtel auch im privaten Bereich, da die Familie dadurch in zwei Lager auseinander fällt. Er lebt mit seiner Frau im sehr geräumigen Hause der Schwiegereltern. Er erachtete das Risiko einer Unternehmensgründung für kalkulierbar, da er über die notwendigen fachlichen Kenntnisse verfügt. Außerdem galt er als sehr umgänglich und konnte auch im Kundenkontakt sehr gut überzeugen. Stephan Körtel verfügt auch über die notwendige Kreativität, um auf die Wünsche der Kundschaft einzugehen und diese dann auch fachgerecht umzusetzen. Der Unternehmensgründer ist sich bewusst, dass der Konkurrenzkampf in dieser Branche sehr hart ist und dass sehr viele Betriebe in der letzten Zeit Konkurs anmelden mussten. Er ist sich aber auch sicher, dass er sich nach einer Anlaufphase am Markt etablieren wird. Stephan Körtel beabsichtigt, sich auf die Anlage von Gärten für Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern zu spezialisieren. Daneben ist er auch interessiert, an öffentlichen Ausschreibungen, z.B. für Park- und Grünanlagengestaltung teilzunehmen, falls er der Meinung ist, dass er dabei auch einen guten Gewinn erzielen kann. Er versucht einerseits kostengünstig zu sein, aber andererseits weiß er, dass er sehr flexibel sein muss, um kurzfristig Kundenwünsche erfüllen zu können. Aus diesem Grunde beschließt er, nicht zu kleckern, sondern zu klotzen und sich eine möglichst umfassende Ausstattung an Werkzeugen, Gerätschaften und Maschinen zuzulegen, die für alle in einer Landschaftsgärtnerei anfallenden Arbeiten benötigt werden. Dies erfordert Anfangsinvestitionen in einer Größenordnung von ca. 150.000,00 Euro, die Herr Körtel zu ca. zwei Drittel fremd finanzieren muss.
Die Frage der Räumlichkeiten bzw. des Unternehmensstandortes ist für Stephan Körtel kein Problem, da ihm seine Schwiegereltern kostenlos die Räumlichkeiten für sein Büro, eine große Garage und vor allem den 2000 m2 großen, nicht mehr genutzten, Garten zur gewerblichen Nutzung zur Verfügung stellen. Der Umbau der Garage zum Lagerraum kostet ca. 5.000,00 Euro und der Umbau des Wohnraums zu einem Büro mit Besprechungsbereich ca. 2.500,00 Euro an Materialkosten. Die Umbauten führt er in Eigenregie durch. Daneben pachtet er bei einem befreundeten Bauern eine Freifläche von 400 Quadratmetern für einen Mietbetrag von 250,00 Euro monatlich, die er als Lagerplatz für seine Baumaterialien umbauen möchte. Die Kosten für diese Umbauarbeiten betragen ca. 7.500,00 Euro. Als einen großen Trumpf betrachtet Stephan Körtel den großen Garten seiner Schwiegereltern, den er in einen Demonstrationsgarten umwandelt. Die Materialkosten für die Umwandlung, die er in Eigenregie durchführt, betragen ca. 10.000,00 Euro. So legt er z.B. einen kleinen Teich mit einem kleinen Springbrunnen an, des weiteren baut er eine beeindruckende Pergola und bepflanzt den Garten mit imposanten Pflanzen. Interessenten führt er gerne in diesen Garten und erklärt bereitwillig alles, und er musste schon oft hören, dass die Interessenten gerne auch dieses oder jenes in ihrem Garten haben möchten. Des weiteren plant er im Augenblick keine weiteren Marketingmaßnahmen wie Zeitungsanzeigen, da er sicher ist, über "Mund zu Mund Propaganda" und Empfehlungen seiner Kunden genügend Aufträge zu erhalten. Außerdem ist zu erwähnen, dass seine Frau in einer großen deutschen Bausparkasse als Sachbearbeiterin tätig ist und sich nebenberuflich um die kaufmännischen Arbeiten kümmert. Zur Zeit dient ihr Gehalt zur Deckung der Lebenshaltungskosten des Paares. Sie verdient zur Zeit ca. 1.700,00 Euro brutto. Des weiteren beschäftigt Herr Körtel, einen Arbeiter, der pro Monat ca. 170 Stunden arbeitet und pro Stunde 8,00 Euro brutto erhält. An den Samstagen beschäftigt er noch 2 Hilfskräfte für 365,00 Euro monatlich. Stephan Körtel plant, ab Mai 2002 seine Frau als Volltagskraft zu beschäftigen, da er es für notwendig erachtet, dass das Büro ganztägig besetzt ist, um flexibler reagieren zu können. Die Entlohnung seiner Frau wird ca. 2.000,00 Euro brutto betragen. Außerdem plant er bei positiver Geschäftsentwicklung, einen zusätzlichen Gesellen einzustellen, der sich aber bereit erklären muss, gegen entsprechende Zusatzentlohnung samstags zu arbeiten. Mit dieser Kraft will er an Samstagen quasi als "schnelle Eingreiftruppe" Gartenarbeiten, wie z.B. Baumschnitt und Rodungen für Hausgartenbesitzer anbieten. Herr Körtel sieht hier einen großen Wettbewerbsvorteil für sich, denn größere und etablierte Landschaftsgärtnereien arbeiten prinzipiell nicht an den Wochenenden.
Stephan Körtel beabsichtigt auch, sich ein zweites Standbein zuzulegen, indem er Natursteinplatten, z.B. für Gartenwege und Terrassen aus Tschechien anbietet. Diese Steinplatten sind bisher auf dem deutschen Markt kaum erhältlich. Sie sind besonders farbintensiv und versprechen gute Absatzchancen bei anspruchsvollen Gartengestaltern Herr Körtel will direkt in Tschechien kaufen und damit den Zwischenhandel ausschalten. Er glaubt, durch diese Maßnahme um einiges billiger anbieten zu können und dadurch konkurrenzfähiger zu werden. So kostet ein Quadratmeter Steinplatten beim deutschen Großhändler 100,00 Euro. Für die Steinplatten ans Tschechien muss er einschließlich Transportkosten ca. 44,00 Euro pro m2 zahlen.
Als weitere Besonderheit hat sich der Unternehmensgründer den exklusiven Vertrieb von Terrakotta Pflanzentöpfen gesichert, die er direkt aus Italien bezieht und die ihm zusätzliche Interessenten in seinen Betrieb locken sollen. Außerdem plant er, ausgefallene Pflanzen anzubieten, die exklusiv sind, aber das hiesige Klima gut vertragen.
Ein weiterer Aktionsbereich des Jungunternehmers ist der Bezug von Kalksandsteinplatten von einem regionalen Abbruchunternehmen. Diese lassen sich ebenfalls gut zur Gartengestaltung verwenden. Er plant sie z.T. an andere Landschaftsgärtnereien weiter zu verkaufen. Für einen Container (15 t) Kalksandsteinplatten bezahlt er 280,00 Euro an den Abbruchunternehmer. Die Kalksandsteine will er für 250,00 Euro pro Tonne weiterverkaufen. Mehrere ernsthafte Interessenten, die für diesen Preis dauerhaft als Kunde in Frage kommen, sind vorhanden.
Des weiteren hielt Herr Körtel folgende Investitionen für notwendige Gerätschaften für notwendig:
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Die Gestaltung des Firmenemblems an der Außenwandfassade, Fensteraufkleber und Türschilder mit seinem Namen sowie das Firmenbriefpapier kosten zusammen ca. 5.000,00 Euro. Außerdem muss er Gartenbaumaterialien im Wert von ca. 10.000,00 Euro vorrätig halten (Steine, Torf, Steinplatten, Zement, Pflanzen). Die exklusiven Spezialpflanzen und die Terrakotta Pflanzentöpfe haben zusammen 15.000,00 Euro gekostet.
Finanzierung
Zur Gründung seines Unternehmens beantragte er einen Jungunternehmerkredit bei der LKB Baden Württemberg. Die Modalitäten lauten folgendermaßen:
Für durch Belege nachgewiesene Investitionen in Höhe von 50.000,00 Euro erhält er einen Kredit in Höhe von 18.000,00 Euro mit einer Laufzeit von 3 Jahren und einem Zinssatz von 6,25 %. Die Raten sind halbjährlich zu bezahlen. Seine Annuität beträgt pro Halbjahr 3.575,00 Euro. Er nimmt den Kredit für 50.000,00 Euro Investitionssumme auf.
Die Finanzierung seines Baggers und des Radladers wurde durch die eigene Finanzierungsbank des Herstellers durchgeführt. So leistete Stephan Körtel jeweils eine Anzahlung von 10.000,00 Euro für den Bagger und den Radlader.
Der Kredit läuft über 3 Jahre, die Effektivverzinsung beträgt 3,25 % und die monatliche Annuität beträgt für den Bagger 650,00 Euro und 700,00 Euro für den Radlader. Bei seiner Hausbank nahm er noch einen Kredit über 32.500,00 Euro mit einer Laufzeit von 6 Jahren und einem Zinssatz von 6,5 % auf. Die monatliche Annuität beträgt 325,00 Euro.
Bei derselben Bank sieht ihm auch noch ein Kontokorrentkredit mit einer Linie von 37.500,00 Euro zur Verfügung, die durchschnittlich mit 12.500,00 Euro in Anspruch genommen wird bei einem Sollzinssatz von 12 %. Für die Gewährung dieser Kreditlinie musste sein Vater eine selbstschuldnerische Bürgschaft unterschreiben.
Für Stephan Körtel gilt, dass er in den ersten 2 Jahren nach der Betriebsgründung bis auf die Mehrwertsteuer, die für ihn ein durchlaufender Posten ist, keinerlei Steuern bezahlen muss, sondern erst nachträglich im 3. Jahr.
Stephan Körtel erwartet dann eine Steuerrückzahlung an das Finanzamt von 30.000,00 Euro.
Im Jahre 2001 erwartet er, 21.000,00 Euro Umsatzsteuer, von der schon Vorsteuer abgezogen ist, an das Finanzamt überweisen zu müssen. Er schätzt, dass ihn die Dienste seines Steuerberaters, der mit der Bilanzerstellung beauftragt ist und ihm einen Teil der Buchhaltung abnimmt, pro Jahr ca. 7.500,00 Euro kosten werden.
Weiterhin hat er folgende Ausgaben oder besser gesagt laufende Kosten. Pro Monat bezahlt er 300,00 Euro für eine Kapitallebensversicherung und 254,00 Euro für seinen Krankenversicherungsschutz. Pro Monat rechnet er mit Telefongebühren von ca. 350,00 Euro, und für Strom und Wasser erwartet er einen Betrag von 125,00 Euro pro Monat.
Für seine Unfall , Rechtsschutz und Haftpflichtversicherung bezahlt er pro Jahr 2.664,00 Euro. Für den Bagger fallen 1.037,82 Euro Haftpflichtversicherung, für den Radlader 552,78 Euro und für die Haftpflichtversicherung der Angestellten 600,00 Euro pro Jahr an.
Die Kfz Haftpflichtversicherung inkl. Kaskoversicherung für den Audi 80 beträgt 832,50 Euro p. a. und für den 7,5 t LKW 1.332,00 Euro p. a., für den Anhänger 20,00 Euro p. a. und für den VW Bus 461,22 Euro p. a.
An Steuern hat Herr Körtel für den VW Bus (Diesel) 500,00 Euro p. a., den Audi 80 (Benzin) 200,00 Euro p. a. und den LKW 1.000,00 Euro p. a. zu entrichten.
Weiterhin rechnet er mit einem Betrag von 425,00 Euro monatlich für Benzin und Diesel.
Für das Jahr 2001 erwartet Herr Körtel einen Umsatz von 250.000,00 Euro, und für das Jahr 2002 erwartet er eine Umsatzsteigerung auf ca. 300.000,00 Euro.
Herr Körtel beabsichtigt, im Mai 2002 seine Frau als volle Bürokraft einzustellen für ca. 2.000,00 Euro brutto. Außerdem soll ein Geselle für ca. 1.600,00 Euro brutto fest eingestellt werden. Anfang 2002 hat Stephan Körtel für das Jahr 2002 schon feste Aufträge über 175.000,00 Euro.
3. Bearbeitung der Fallschilderung
- Stellen Sie die Beweggründe zusammen, aus denen heraus sich Menschen selbständig machen. Untersuchen und beurteilen Sie die Gründe hinsichtlich ihrer Realisationschancen, die bei Stephan Körtel zu dem Wunsch führten, selbständig zu werden.
- Notieren Sie, welche Aspekte vor einer Existenzgründung besonders beachtet werden müssen. Überlegen Sie sich bitte, welche Informationen man sich beschaffen muss, bevor man sich selbständig macht.
- Stellen Sie Überlegungen an, welche Maßnahmen von einem Unternehmen ergriffen werden sollten, das in einem relativ gesättigten Markt Fuß fassen möchte. Beurteilen Sie dann die diesbezüglichen Vorgehensweisen und Planungen von Herrn Körtel.
4. Lösungshinweise (Bilanz, Einnahmen- und Ausgabenrechnung) zu den Arbeitsaufgaben
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Aktiva | Passiva | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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183.751
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183.751
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Herr Körtel schätzt den Umsatz für das Jahr 2001 auf ca. 250.000,00 Euro, da er noch keine Bilanz von seinem Steuerberater vorliegen hat. Berechnung des Umsatzes pro Monat 250.000,00 Euro / 12 Monate = 20.833,33 Euro / Monat |
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Summe der kalkulatorischen Kosten p. m. |
5057,25 Euro
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Berechnung des Gewinns |
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Herr Körtel rechnet im 3. Jahr der Betriebsexistenz mit einer rückwirkenden EEV-Steuernachzahlung an das Finanzamt von ca. 30.000,00 Euro.
30.000,00 Euro EEV-Steuern / 36 Monate = 833,34 Euro Steuern pro Monat
5. Zusammenfassende Einschätzung des Gründungsvorhabens
Im Folgenden werden wesentliche Einschätzungen und Beurteilungen des Kreditinstituts von Herrn Körtel wiedergegeben. Sie ermöglichen einen Vergleich zu den in den Aufgabenstellungen zur Fallstudie erarbeiteten Ergebnissen der Lernenden.
Die Unternehmensgründung ist unter Berücksichtigung aller Risiken positiv zu beurteilen. Selbst bei Berücksichtigung der vorsorglichen monatlichen Rücklage in Höhe von 833,34 Euro vom Gewinn verbleiben dem jungen Unternehmen immer noch 5.685,90 Euro als Gewinn. Der Liquiditätsüberschuss beträgt sogar 11.576,50 Euro (s.o.). Das heißt, es können annähernd in dieser Größenordnung die Verbindlichkeiten und Kredite p. m. zurückgeführt werden, so dass in den folgenden Jahren die Zins- und Tilgungsausgaben zurückgeführt werden können. Diese Aussage gilt jedoch nur, wenn die Geschäftsentwicklung im Jahre 2002 ähnlich verläuft wie im Jahre 2001. Davon ist aber auszugehen, da schon Anfang 2002 feste Aufträge in einem Volumen von ca. 175.000,00 Euro vorliegen. Bei einer verstärkten Rückführung der Zins- und Tilgungsausgaben würde sich der Liquiditätsüberschuss noch weiter erhöhen, so dass im Jahre 2003 noch höhere Beträge für die Rückführung der Verbindlichkeiten verwendet werden können.
Damit würde sich das finanzwirtschaftliche Risiko dieser Existenzgründung wesentlich verringern.
Aus diesem Grunde ist die Festeinstellung von Frau Elvira (ca. 2.000,00 Euro brutto) und eines weiteren Gesellen (ca. 1.500,00 Euro brutto) im Jahre 2002 als relativ unbedenklich einzuschätzen.
Durch diese Personaleinstellungen wird die Kapazität der Landschaftsgärtnerei vergrößert, und gleichzeitig werden sich die zu erwirtschaftenden Fixkosten nur unterproportional zum erhöhten Umsatzpotential und den verbesserten Wettbewerbsbedingungen der Körtelschen Landschaftsgärtnerei erhöhen.
Literatur
Brandt, K., Fuchs, C., Heimburger, E., Weitz, B. 0. (1994): Fallstudie
zur Personalwirtschaft. In: Wirtschaft und Gesellschaft im Beruf, H. 6, S. 234-239
Bundesministerium für Wirtschaft, Referat für Öffentlichkeitsarbeit
(Hg.) (1999): Starthilfe. Die entscheidenden Schritte in die berufliche Selbständigkeit, Berlin
Kreggenfeld, U., /Weitz, B. 0., Zittlau, M. (1994): Fallstudienorientierte
Arbeit im Lernbereich Rechnungswesen. In: Wirtschaft und Gesellschaft im Beruf, H. 2, S. 69-81
Stein, H., Weitz, B. 0. (1992): Lernen in Zusammenhängen. Bad Homburg
v. d. H. 1992
Weitz, B. O. (1992): Grundelemente des betrieblichen Rechnungswesens.
Studientexte zur Wirtschaftspädagogik, Band 1, Essen
Weitz, B. 0. (1994): Fallstudienarbeit. In: Wirtschaft und Gesellschaft
im Beruf, H. 5, S. 191-197
Weitz, B. 0. (1994): Fallstudien zur Industriebetriebslehre. Studientexte
zur Wirtschaftspädagogik, Band 4, Essen
Weitz, B. O. (1996): Fallstudienarbeit in der beruflichen Bildung, Sonderheft Wirtschaft und Gesellschaft im Beruf, Bad Homburg vor der Höhe
Weitz, B. 0. (1998): Handlungsorientierte Methoden und ihre Umsetzung,
Band 1, Bad Homburg v. d. H.
Weitz, B. 0. (2000): Handlungsorientierte Methoden und ihre Umsetzung,
Band 2, Bad Homburg v. d. H.
Dies ist eine überarbeitete Version des Beitrags "Fallstudie zur Unternehmensgründung:
Gärtnermeister Körtel macht sich selbständig" erschienen in: Weitz, Bernd O. (1996):
Fallstudienarbeit in der beruflichen Bildung. (Sonderheft Wirtschaft und Gesellschaft im Beruf). Bad
Homburg vor der Höhe: Gehlen, S. 50-57.
© 2001 Bernd O. Weitz, Halle/Saale
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