Klaus-Peter Hufer
Inhalt
Kurzbeschreibung
1. Portrait Podiumsdiskussion
2. Anwendung
3. Vorbereitung
4. Diskussionsleitung
5. Verlauf
6. Anspruch / Ziel
7. Praktische Hinweise
8. Hinweise
Kurzbeschreibung
Bei der Podiumsdiskussion werden bei einem aspektreichen Thema unterschiedliche, auch konträre politische und/oder weltanschauliche Positionen und Interessen einander gegenübergestellt. In einem von einem Moderator/einer Moderatorin geleiteten Gespräch werden Gegensätze herausgearbeitet und Möglichkeiten der Annäherung gesucht. Die Zuhörer/innen erhalten im Verlauf der Diskussion Gelegenheit, sich mit ihren Fragen und Widersprüchen in das Gespräch einzuschalten.
1. Portrait Podiumsdiskussion
Bei Themen, Fragen und anstehenden Problemen mit unterschiedlichen Sichtweisen, Standpunkten und Zielen eignet sich die Methode/Veranstaltungsform der Podiumsdiskussion. Hier sollen verschiedene, möglichst repräsentative Positionen miteinander in eine Diskussion gebracht werden. In seinem räumlich/organisatorischem Arrangement ist eine Podiumsveranstaltung so konstituiert, dass das Podium, d.h. die auf ihm Platz nehmenden Diskutanten/innen mitsamt der Diskussionsleitung, dem Publikum gegenüber sitzt. Im ersten Teil der Veranstaltung werden die unterschiedlichen Meinungen artikuliert, es wird nachgefragt, widersprochen, öffentlich nachgedacht und - idealerweise - eine Lösung gesucht, die von möglichst vielen der auf dem Podium Anwesenden getragen werden kann. Dieses zu leisten, hängt erheblich von der Fähigkeit des Moderators/der Moderatorin und von der vorher getroffenen Auswahl der Diskutanten/innen ab.
Im zweiten Teil beteiligt sich das anwesende Publikum mit Fragen und Einwänden am Gespräch. Auch hier spielt der Moderator/die Moderatorin eine wesentliche Rolle. Er/sie muss darauf achten, dass die Fragen möglichst gleichmäßig an die auf dem Podium Sitzenden adressiert werden, und dass durch einzelne Fragestellungen aus dem Publikum das Gespräch nicht zentriert wird auf Einzelne oder in eine entlegenes Themenfeld führt.
2. Anwendung
Die Podiumsdiskussion ist eine schon "klassische" Form außerschulischer politischer Bildung/politischer Erwachsenenbildung. Sie eignet sich zur Artikulation und Präsentation divergierender Meinungen, findet also bei politisch oder gesellschaftlich strittigen Themen und Fragen ihre Anwendung. Gerade bei Veranstaltern, die einer "Ausgewogenheit" in ihrer Themenwahl und der Benennung ihrer Referenten/innen verpflichtet sind, ist die Podiumsveranstaltung fester Bestandteil des methodischen Repertoires. Die didaktischen Ziele der Podiumsdiskussion ist die Abbildung einer Kontroverse, die damit verbundene Information über die verschiedenen Argumente, Interessen und Standpunkte sowie die Meinungs.- und Willensbildung der Zuhörenden. Darüber hinaus verfolgen zahlreiche Veranstalter auch die politische Absicht, über das Gespräch und die Klärung von Positionen zu einer neuen, erweiterten Sicht sowie zu bisher noch nicht entdeckten Handlungsmöglichkeiten beizutragen.
3. Vorbereitung
Eine Podiumsveranstaltung muss gut vorbereitet sein, und zwar in mehrfacher Hinsicht: Einmal muss auf die angemessene Auswahl der Diskutanten/-innen geachtet werden. D.h. sie müssen sowohl in Sachkenntnis, Prominenz, Status innerhalb der Hierarchien ihrer Institutionen/Organisationen, Redegewandtheit in etwa gleichstark/-wertig sein. Zum anderen sollte das Thema zwar präzise, aber dennoch nicht zu eng formuliert werden. So kann verhindert werden, dass weder zu weitschweifig, allumfassend noch zu speziell und detailliert diskutiert wird. Schließlich sind technische Vorbereitungen zu treffen: Raumorganisation, evtl. Lautsprechanlage (u.U. mit Saalmikrofon), Namensschilder.
4. Diskussionsleitung
Striktes Gebot für die Diskussionsleitung ist seine/ihre Neutralität während der Veranstaltung und die gleiche Fairness allen eingeladenen Diskutanten gegenüber. Das bedeutet aber nicht, dass der Moderator/die Moderatorin ohne Standpunkt sein und sich nur auf die Erteilung der Redebeiträge beschränken sollte. Eine gute Gesprächsleitung würzt die Debatte mit Fach- und Sachwissen, aber auch mit provokanten Fragen, die die Podiumsteilnehmer/innen aus der Reserve locken. Dazu muss der Moderator/die Moderatorin sehr gut präpariert sein: Er/sie muss sich genaue Sachkenntnisse zum Thema erarbeitet haben sowie die Positionen der Diskutierenden gut kennen. Es empfiehlt sich, zwei Stichwortzettel vorzubereiten: einmal mit Fakten und Hintergrundinformationen, zum anderen mit Fragen, die an die einzelnen Teilnehmer/innen der Diskussion gestellt und im Laufe des Gesprächs abgearbeitet werden sollen. Sinnvoll ist es, ein Thesenpapier vorzubereiten, das die Gesprächsteilnehmer/-innen vorab erhalten. Der Diskussionsleiter hat darauf zu achten, dass alle, die auf dem Podium sitzen in etwa die gleichen Redeanteile erhalten.
5.Verlauf
Die Diskussion beginnt mit einem Problemaufriss durch den Moderator/die Moderatorin. Hier sollten der Sachstand und die sich daraus ergebenden Probleme sowie Kontroversen dargestellt werden. Das darf aber keineswegs zu einer Selbstdarstellung der Diskussionsleitung werden, auch sollen keine Antworten vorweggenommen werden, die sich aus dem Gesprächsverlauf ergeben können. Diese Einführung ins Thema darf nicht länger als fünf Minuten dauern, da ansonsten Unruhe aufkommt. Mitgeteilt werden auch die Regeln des Abends: z.B. jeder Diskutant hat die Möglichkeit zu einem Statement aus seiner Sicht von jeweils ca. drei Minuten. Daraus ergibt sich dann das Gespräch, bei dem der Moderator/die Moderatorin Trennendes und Verbindendes herausarbeitet und mit dem Ziel weiterfragt, die Standpunkte zu präzisieren oder eine Annäherung herbeizuführen. Nach max. einer Stunde soll dann das Publikum die Gelegenheit erhalten, am Gespräch teilzunehmen. Hier empfiehlt es sich, auf genaue Regeln zu achten: Unbedingt zu verhindern sind "Gegenreferate" aus dem Publikum. Satt dessen sollten von diesem Nachfragen gestellt oder Widersprüche aufgezeigt werden. Die Abschlussrunde gibt jedem Podiumsteilnehmer/jeder Podiumsteilnehmerin noch einmal Gelegenheit zu einem persönlichen Fazit und zu einer Perspektive für die Zukunft. Das fasst dann aus seiner /ihrer Sicht der Moderator/die Moderatorin auch noch zusammen, wobei hier die Kunst in der Kürze und im pointierten Resümee liegt.
Eine Podiumsdiskussionsveranstaltung sollte nicht länger als zwei Stunden dauern - anderthalb Stunden sind besser -, da der Spannungsbogen nachlässt und einige Zuhörer/innen vorzeitig den Raum verlassen.
6. Anspruch / Ziele
Podiumsdiskussionen können spannende und aufschlussreiche Veranstaltungen sein. Ihr Wert liegt in der Dichte der Information sowie in der Kontroverse, die sich aus unterschiedlichen Standpunkten und Sichtweisen ergeben. Sie können den Auftakt bilden zu einer eingehenden Beschäftigung mit einem Thema (in Form eines Kurses oder Seminars). Sie können aber auch der Abschluss sein am Ende einer eingehenden Auseinandersetzung/Erarbeitung einer Lern- oder Seminargruppe. Auf jeden Fall sind Podiumsveranstaltungen immer exponierte Programmangebote der außerschulischen Jugendbildung/Erwachsenenbildung. Aber auch in Schulen werden sie durchgeführt, beispielsweise am Ende von Projektwochen oder bei politisch aktuellen Ereignissen (z.B. vor Wahlen).
7. Praktische Hinweise
Podiumsveranstaltungen leiden oft darunter, dass die Zahl der Diskutanten/innen zu groß ist. Das ist gut gemeint, aber kontraproduktiv für das Gespräch. Dieses findet eher statt, wenn höchstens vier Positionen auf dem Podium vertreten sind. Darüber hinaus ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Diskutanten aneinander vorbei reden. Zu verhindern ist auch, dass vorbereitete Statements auf jeden Fall vorgelesen werden. Das führt zu "dramaturgischen Einbrüchen" sowie zu Ermüdungserscheinungen bei denjenigen, die zuhören. Es empfiehlt sich, vor der Veranstaltung zwei Vorbesprechungen zu führen: einmal (telefonisch oder persönlich) mit jedem einzelnen, zum anderen ca. eine halbe Stunde vor der Veranstaltung mit allen zusammen. Dann werden Verlauf und Regeln geklärt. Außerdem hat so die erste Kontaktaufnahme der Diskutanten bereits stattgefunden, was für das Gesprächsklima von großer Bedeutung ist. Denkbar ist auch, den Teilnehmenden ca. eine Woche vorher ein Thesenpapier zu schicken. Damit ist das Gespräch bereits strukturiert und die Gefahr reduziert, dass die Vorbereitung der Diskutanten auf einen anderen Gesprächsverlauf zielt. Kleine Hilfsmittel wie etwa eine Eieruhr können verhindern, dass Einzelne ihre Redezeiten und -beiträge überziehen. Damit wird "objektiv" erkennbar, wie lange jeder /jede gesprochen hat, uns es richtet sich kein möglicher Zorn, zu kurz gekommen zu sein, auf dem Moderator/die Moderatorin. Wichtig ist schließlich, dass die Gesprächsleitung auch dann auf die Zeit achtet, wenn das Publikum mit seinen Beiträgen am Gespräch teilnimmt. Auch hierzu gibt es Varianten: Einmal die Meldungen per Hand und der direkte Aufruf des Moderators/der Moderatorin. Sinnvoll ist es, nicht auf jeden Beitrag gleich zu reagieren, sondern zu sammeln, um dann das Podium zu Wort kommen zu lassen. Zum anderen können während der ersten Diskussion auf dem Podium bereit schriftliche Anfragen an die Moderation geleitet werden. Hierzu müssen Karten vorbereitet und vor der Veranstaltung verteilt werden; ein oder zwei Personen sollten die schriftliche Anfragen einsammeln und während des Gesprächs zum Podium bringen.
8. Literatur
Knoll, Jörg (1986): Kurs- und Seminarmethoden. Ein Arbeitsbuch zur Gestaltung von Kursen und Seminaren, Arbeits- und Gesprächskreisen, München
Kuhn, Hans-Werner/ Massing, Peter (Hrsg.) (2000): Lexikon der politischen Bildung (hg. von Georg Weißeno), Bd. 2: Methoden und Arbeitstechniken, Schwalbach/Ts.
sowi-online Originalbeitrag
(c) 2001 Klaus-Peter Hufer, Kempen; (c) 2001 sowi-online e. V., Bielefeld
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