Vom Rohmaterial zur Tabelle. Schüler organisieren statistisches Material

Bruno Weber

Inhalt

1. Erstellen von Haushaltsplänen
2. Unterrichtliches Vorgehen
3. Rückblick und Ausblick
4. Zum Autor

Abbildungen

1. Ablaufschema
2. Ergebnisse einzelner Arbeitsgruppen
3. Säulendiagramm

Material

1. Rohmaterial für die Arbeitsgruppen

 

Die Schüler werden im Wirtschaftsunterricht ständig mit irgendwelchen Tabellen und Schaubildern konfrontiert, die sie rezeptiv lernen sollen. Doch wie steht es um ihre Fähigkeit, ungeordnetes Datenmaterial sinnvoll zu ordnen und grafisch aufzubereiten? Meine Erfahrungen zeigen, dass die meisten Schüler große Schwierigkeiten haben, Tabellen und Schaubilder eigenständig zu konstruieren. Entsprechend dürftig ist in der Regel auch ihr Verständnis des inneren Aufbaus und Aussagegehaltes dieser Medien. Die nachfolgende Unterrichtseinheit gibt Anregungen, wie man die Kompetenz der Schüler sowohl in methodischer als auch in inhaltlicher Hinsicht fördern kann.
Selbstverständlich könnte ich mich - zumindest in den oberen Klassen - auf den Standpunkt stellen, dass die Schüler den kompetenten Umgang mit statistischen Daten und Darstellungen längst gelernt haben müssten (Prozentrechnung, Erstellen von Tabellen, Schaubildern, Begleittexten etc.). Es bringt jedoch weder uns Lehrern noch den Schülern etwas, über die immer wieder feststellbaren Defizite im Bereich der Arbeitsmethoden zu jammern. Wir müssen stattdessen häufiger und intensiver daran arbeiten, den Schülern die notwendigen Arbeitsmethoden sehr konkret zu vermitteln. Dass es sich lohnt, stelle ich regelmäßig fest, wenn ich Schüler, die ich in den Klassenstufen 5/6 entsprechend "trainiert" habe, in Klasse 9 wieder im Unterricht erlebe. Selbst wenn sie in den dazwischen liegenden Jahren die in diesem Heft beschriebenen Methoden kaum noch geübt haben, arbeiten sie in der 9. Klasse in aller Regel methodischer und effektiver als ihre nicht "vorbelasteten" Klassenkameraden.

1. Erstellen von Haushaltsplänen

Im vorliegenden Unterrichtsbeispiel beschäftigen sich die Schüler - inhaltlich betrachtet - mit den Haushaltsplänen des Bundes und des Landes Rheinland-Pfalz. Das geschieht in betont konstruktiver Weise, indem Tabellen erstellt, erläutert und in Diagrammform umgesetzt werden. Welche Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten möchte ich den Schülern vermitteln?

  • Auf der Inhaltsebene geht es darum, dass die Schüler einen Überblick über die Ausgaben von Bund und Ländern, über deren Höhe und deren Entwicklung erhalten sollen (exemplarisch);
  • Auf der methodischen Ebene sollen sich die Schüler darin üben, Zahlenmaterial zu ordnen und zu einer Tabelle zu verarbeiten, die entwickelten Tabellen in Textform zu erläutern sowie aus den Textinformationen korrespondierende Säulendiagramme zu erarbeiten.

Abb. 1: Ablaufschema

2. Unterrichtliches Vorgehen

Meine 10. Klasse besteht aus 24 Schülern. Für die vorliegende Unterrichtseinheit ließ ich 4 Gruppen bilden. Jede Gruppe erhielt entsprechend Abb. 1 "Rohmaterial" zum Bundeshaushalt oder zum Haushalt des Landes Rheinland-Pfalz (vgl. M 1). Die Gruppen 1 und 2 konzentrierten sich in Parallelarbeit auf die Bundeshaushalte der Jahre 1988 - 1990; die Gruppen 3 und 4 auf die entsprechenden Landeshaushalte. Innerhalb einer jeden 6er-Gruppe bearbeiteten drei "Pärchen" je einen Haushalt nach folgenden Arbeitsanweisungen:

A 1 Schaut Euch die Information genau an und ordnet die Ausgabenbereiche nach ihrer Höhe!
A 2 Erstellt eine Tabelle, die alle Informationen enthält!
A 3 Beschreibt Eure Tabelle in einem gesonderten Teil! (s. Abb.2)


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Nach Erledigung dieser Aufgaben wurden die erstellten Textfassungen kopiert und zwischen den Gruppen 1 und 2 sowie zwischen den Gruppen 3 und 4 ausgetauscht und von diesen entsprechend der neuen [/S. 40:] Aufgabe A 4 bearbeitet: "Lest die Texte genau durch und erstellt aus den gegebenen Informationen je ein Säulendiagramm!" Diese Aufgabe wurde in den einzelnen 6er-Gruppen wiederum in Partnerarbeit erledigt. Dabei wurden von Lehrerseite bestimmte Maßstäbe und Abmessungen für das Erstellen der Säulendiagramme vorgegeben (z.B.: Haushaltsentwicklung 1988 - 1990: 20 Mrd DM = 1 cm; Säulenbreite 1 cm). Solche Vorgaben können bei geübten Schülern natürlich auch entfallen!
Die von den Schülern in den einzelnen Arbeitsphasen erzielten Ergebnisse wurden zusätzlich an einer Pinnwand gesammelt und dienten als Grundlage und Anschauungsmaterial für die Abschlussbesprechung.

Abb. 2: Ergebnisse einzelner Arbeitsgruppen

In dieser Abschlussrunde ging es sowohl um die Beschreibung und Problematisierung des methodischen Vorgehens (Was hat gut geklappt? Wo gab es Schwierigkeiten? Was muss/sollte demnächst noch [/S. 41:] mal geübt werden? usw.) als auch darum, inhaltliche Fragen und Aspekte abschließend zu erklären.

Abb. 3: Säulendiagramm

3. Rückblick und Ausblick

Während der Bearbeitung der verschiedenen Aufgaben stellten die Schüler Defizite/ Lücken bei sich fest, die nur zum Teil mit Hilfe der Gruppenmitglieder behoben werden konnten.
An diesem Punkt bestand meine Aufgabe darin, den Schülern durch gezielte Hilfen bzw. durch beispielhaftes Material unter die Arme zu greifen.
Dazu zählten u.a. Hinweise auf Abbildungen in den Schulbüchern, die Vorlage von Diagrammen zu früheren Haushalten sowie diverse Anregungen zur Textgestaltung und zur Gestaltung der Säulendiagramme. Alles in allem waren die Schüler jedoch recht gut in der Lage, eigenständig zu experimentieren, Wege zu finden, Probleme zu lösen und zu greifbaren Erfolgen zu gelangen (vgl. die Abbildungen 2 und 3).
Die beschriebene Vorgehensweise ist dabei nur ein Beispiel für die konstruktive Arbeit mit statistischen Daten. Weitere Möglichkeiten und Übungen sind das Erstellen von Kreisdiagrammen, Tabellen und Texten ausgehend von Zeitungsartikeln oder sonstigen Vorlagen, das Erstellen von Schaubildern im Rahmen des ITG-Unterrichts und anderes mehr. Wichtig ist hierbei, dass es sich nicht um methodische Übungen handelt, die nur für den Wirtschaftskunde-Unterricht Bedeutung haben; in Fächern wie Sozialkunde und Erdkunde sind sie genauso relevant!

4. Zum Autor

Bruno Weber, Fachlehrer für Wirtschaftskunde und Sozialkunde an der Realschule Alzey, Hinter der Kirche, 55129 Mainz

Dieser Text ist ursprünglich unter gleichem Titel erschienen in: arbeiten+lernen/Wirtschaft, 2. Jg. (1992) Nr. 5, S. 39-41.
© 1992 Verlag Erhard Friedrich, Seelze; © 2001 Bruno Weber, Mainz
Um den Text zitierfähig zu machen, sind die Seitenwechsel des Originals in eckigen Klammern angegeben, z. B. [/S. 53:].
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