Klaus I. Rogge
Inhalt
1. Kurzbeschreibung
2. Phasen der Ideenwerkstatt
2.1 Die Werkstatt braucht einen Vorlauf
2.2 Die Werkstatt konstituiert sich
2.3 Die kreative Phase läuft
2.4 Vom Ideenstrom zur Problemlösung
2.5 Präsentation der Ergebnisse
3. Literatur
1. Kurzbeschreibung
Mit dem Werkstatt-Begriff verbinden sich neue Lern- und Arbeitsformen. Entwickelt, erprobt und umgesetzt wurden sie in Industriebetrieben, bei Bürgerinitiativen und in Bildungs- und Kultureinrichtungen. Sie beinhalten ein methodisch-didaktisches Arrangement, das die Partizipation der zu Beteiligenden ernst nimmt, auf kreatives Miteinander hin angelegt und auf ein konkretes Ziel bzw. Ergebnis zentriert ist. Der Werkstattgedanke findet insbesondere im Initiativen- und Bildungsbereich eine größere Verbreitung. In herausgehobenen gesellschaftlichen Konfliktfeldern wie z.B. Umweltzerstörung oder Aufrüstung haben sie sich herausgebildet und fungieren als Orte gesellschaftlichen Diskurses. Als besondere Formen der Werkstatt haben sich mit der Zeit Zukunftswerkstätten, Projektwerkstätten und Ideenwerkstätten etabliert.
In einer Ideenwerkstatt wird unter Einbezug von Moderations- und Visualisierungsmethoden und unter Zuhilfenahme von Kreativitätstechniken für ein bestimmtes Problem(-feld) nach neuen Lösungswegen gesucht. Durch die Sammlung, Strukturierung und Kombination von Lösungsideen kommt es oftmals zu veränderten Sichtweisen und neuartigen Lösungsansätzen. Ideenwerkstätten lassen sich wegen ihrer klaren und einfachen Struktur in unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbereichen und je nach Erfordernis in kleinerem oder größerem Rahmen umsetzen. Die Ideenwerkstatt ist ein geeigneter Raum, im Team "gedankliche Spaziergänge" zu veranstalten. Dass es dazu kommt, bedarf es eines bestimmten Arrangements. Der vermeintliche Widersinn liegt darin, dass in der Werkstatt bestimmte Suchbewegungen mit einer eher strengen Abfolge methodischer Schritte verbunden werden. Das Grundprinzip der Ideenwerkstatt lautet: "Den Gedanken in einem festen Rahmen freien Lauf zu lassen."
2. Phasen der Ideenwerkstatt
Die Ideenwerkstatt durchläuft i.d.R. die folgenden Phasen:
2.1 Die Werkstatt braucht einen Vorlauf
Ein zu lösendes Problem wird von einer Einzelperson, einer Bürgerinitiative oder einer Institution eingebracht. Die angefragte Bildungseinrichtung bzw. Bürgerinitiative beschließt, sich des Problemgegenstandes anzunehmen. Es wird Tag und Ort bestimmt, an dem die Werkstatt stattfinden soll. Die Werkstatt wird dann entweder offen ausgeschrieben oder es erfolgt eine gezielte Einladung.
2.2 Die Werkstatt konstituiert sich
Die Werkstatt-Leitung stellt sich vor und erklärt die Vorgehens- und Arbeitsweise. Die Leitung zeichnet für die Moderation der Veranstaltung, für Ablauf und Regeleinhaltung in der Werkstatt verantwortlich. Zu Beginn stellt der Ideengeber alle zur Lösung des Problems erforderlichen Informationen zur Verfügung. Der Moderator vergewissert sich, dass alle Anwesenden eine "angemessene" Einstimmung über den Problemgegenstand erfahren. Die Gruppe präzisiert danach ihre Werkstatt-Aufgabe und startet mit dem Ideenfluss.
2.3 Die kreative Phase läuft
Die Anwesenden werden gebeten in Stillarbeit zum Problemgegenstand auf vorbereiteten Karten ihre Ideen stichwortartig aufzunotieren. Diese Karten werden von dem Moderator eingesammelt und auf einer Pinnwand befestigt. Dabei wird jede einzelne Karte vorgestellt und im Plenum gegebenenfalls erläutert. In dieser kritiklosen Phase werden die Teilnehmenden zu weiteren Assoziationen aufgefordert. Die neuen Ideen werden sukzessive den anderen Karten zugeordnet. Der Moderator sollte in dieser Phase darauf achten, dass ein abnehmender Ideenfluss noch nichts über die Qualität der Ideen aussagt. Vielmehr sind die Ideen der zweiten Runde oftmals ergiebiger als die der ersten. Kommt der Assoziationsprozess endgültig zum Erliegen, so beendet der Moderator diese Phase.
2.4 Vom Ideenstrom zur Problemlösung
Aufgabe dieser Phase ist es, die Ideen zu ordnen, zu bewerten und zu präzisieren. Die Teilnehmenden werden dem gemäß durch den Moderator aufgefordert, die Lösungskarten nach thematischen Gesichtspunkten zu gruppieren (Klumpen). Im weiteren Prozess werden für die einzelnen Gruppen "Überschriften" gesucht. Die einzelnen Gruppen werden erörtert, ergänzt und vorläufig verabschiedet. Im weiteren wird nach Verbindungslinien zwischen den einzelnen Klumpen gesucht. Hiermit endet die Werkstatt. Gemäß den Hinweisen aus der Werkstatt erarbeitet eine zu berufene Arbeitsgruppe ein Problemlösungskonzept.
2.5 Präsentation der Ergebnisse
Dem Ideen- bzw. Auftraggeber werden die Werkstatt-Ergebnisse vorgestellt. In dieser Phase wird das Problemlösungskonzept nochmals einer kritischen Überprüfung unterzogen. Stoßen die Vorschläge auf massive Ablehnung, so ist zu prüfen, ob die Arbeitsgruppe das Konzept gemäß den Einlassungen überarbeiten kann oder ob erneut zu einer Werkstatt eingeladen werden soll.
3. Literatur
Hameyer, Uwe (1997): Portfolio einer Ideenwerkstatt Impulse zum professionellen Handeln in der Schule, In: se 1/97, S. 80-85
Habjanic, Rudi / Rogge, Klaus I. u.a. (1995): Projektwerkstatt Von der Projektidee bis zum Projektdesign, (Hg.) Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, Soest
Rogge, Klaus I. (1993): Kultur Projekt Management, (Hg) FernUni Hagen, Hagen
Rogge, Klaus I. (2000): Ideenwerkstatt:, In: Hans-Werner Kuhn / Massing, Peter (Hg.): Methoden und Arbeitstechniken (Lexikon der politischen Bildung, Bd.3), Schwalbach/Ts. , S. 77-78.
sowi-online Originalbeitrag
© 2002 sowi-online e. V., Bielefeld
© 2002 Klaus I. Rogge
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, auch im Internet.