Das Zeitungstheater ist eine Technik aus dem von Augusto Boal entwickelten Theater der Unterdrückten. Grundlage für das Zeitungstheater sind Zeitungsartikel, Überschriften, aber auch Bücher, Reden usw.
Auf dem Hintergrund dieser Meldungen und Berichte wird das Zeitungstheater gespielt.
Ziel ist dabei, richtig lesen zu lernen, die Hintergründe von Meldungen zu erfassen, durch Assoziationen Meldungen zu verfremden, ihren wirklichen Aussagen nachzuspüren.
Die Wirkung des Zeitungstheaters wird durch die Verknüpfung von Meldungen mit anderen Aussagen oder mit darstellerischen Formen erreicht.
Im Rahmen eines Seminars können so z. B.
- die Schlagzeilen der Tagespresse,
- die Meldungen eines Fernsehsenders,
- die Rede eines Politikers,
- das Wahlprogramm einer Partei
als Grundlage gewählt werden.
Vorgehensweise
- Die Leitung (oder die gesamte Gruppe) wählt aus, welche Art von Meldungen bearbeitet werden sollen (Zeitungsmeldungen, Rundfunkmeldungen usw.).
- Es werden Kleingruppen gebildet, in denen nach den Regeln von A. Boal geübt wird. (Siehe Arbeitsmaterial)
- Es empfiehlt sich, nicht alle Arten des Zeitungstheaters nacheinander durchzuüben, sondern längere Zeit bei einer Art zu bleiben und diese ausführlich auszuprobieren.
- Nach den Probephasen entwickelt jede Gruppe eine Szene, die im Plenum vorgestellt werden soll.
- Die Szenen werden im Plenum vorgestellt und besprochen.
- Bei der Auswertung muß das Erleben und die Wirkung auf die Spielerinnen und Spieler sowie auf die Zuschauerinnen und Zuschauer unterschieden werden.
Was ist das Theater der Unterdrückten? Das Theater der Unterdrückten entstand als Werk von Augusto Boal, Direktor des Teatro Arena in São Paulo in den 60er Jahren in Brasilien. Es stützt sich auf eine eindeutige Parteinahme für die "Unterdrückten" und gleichzeitig auf Paulo Freire und seine Arbeit der Bewußtseinsbildung. Um diese Ziele zu erreichen, erarbeitete Boal verschiedene Techniken wie Zeitungstheater, Forumstheater, Bildertheater, Unsichtbares Theater, die auch zum Ziel haben, die Kultur der Bauern aufzuwerten. Alle Techniken versuchen - auf verschiedenen Stufen - das Theater zu "deprofessionalisieren", indem sie die Barriere Schauspieler - Zuschauer niederreißen. Als mäeutisches Instrument (Kunst, durch Fragen und Antworten zur Erkenntnis zu führen, d. V.) verwendet, und nicht als Instrument der Läuterung, macht dieses Theater die großen sozialen und kollektiven Probleme sichtbar. Einer seiner besonderen Aspekte bleibt jedoch die Arbeit am Körper, um die muskularen Masken ("Ein General spaziert wie ein General") und die Aktivierung eines Gedankens "durch Bilder" zu lösen. Nach dem militärischen Staatsstreich im Jahre 1964 suchte Boal Asyl in Europa, wo er in Paris ein Zentrum gründete, das seine Techniken weiterentwickelte und verbreitete. Dabei wurden die Techniken auch jenen Verhältnissen angepaßt, in denen die Unterscheidung Unterdrückter/Unterdrückter nicht so deutlich ist. Roberto Mazzini: Das Theater der Unterdrückten in der Friedenserziehung. In: Zeitschrift für befreiende Pädagogik, Nr. 10, Juni 1996, S. 37. |
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