Berufsgenogramm

Bert Wollersheim

 

Schülerinnen und Schüler fertigen ein Berufsgenogramm (vgl. "Definition: Genogramm"). Sie stellen dabei die Berufe in ihrer Herkunftsfamilie in einem Schaubild dar (vgl. "Muster eines Berufsgenogramms einer Familie"). Das soll zurückreichen bis zu den Großeltern.

Ergänzend fertigen sie aufgrund von Befragungen in ihrer Herkunftsfamilie (vgl. "Fragenkatalog zur Arbeit mit der Karteikarte") Tätigkeitsbeschreibungen über die befragten Familienmitglieder und zeichnen deren beruflichen Werdegang nach (Berufsverlaufsskizze - vgl. "Berufsverlauf Vater" und "Berufsverlauf Jan" -, Kurztext und zeichnerische Darstellung).

Die Tätigkeitsbeschreibungen sollen durch ergänzende Informationen aus dem Berufsinformationszentrum und/oder durch Kurztexte aus "Beruf-aktuell" und/oder den "Blättern zur Berufskunde" ergänzt werden. Danach versuchen sie eine Aussage zur Zufriedenheit der/des Befragten im zuletzt ausgeübten Beruf, wenn möglich mit Nennung der Gründe, die zur Zufriedenheit führen/führten.

In Erweiterung der Aufgabenstellung kann eine Aussage über das Berufswahl- und Entscheidungsverhalten in der Herkunftsfamilie versucht werden (vgl. "Auswertung der Befragung"). Es ist ebenfalls eine Betrachtung rollentypischen Berufswahlverhaltens möglich.

Ziel: Das Berufsgenogramm ist eine Möglichkeit der Hinführung zu einer aktiven Auseinandersetzung mit der eigenen Berufswahl. Es ermöglicht eine projektorientierte Durchführung.

Schülerinnen und Schüler lernen kompetente Gesprächspartner zum Thema Arbeitswelt kennen, erfahren (natürlich in subjektiver Darstellung) sehr viel über konkrete Berufstätigkeiten und Berufsverläufe, lernen erste, annähernd objektive Informationsquellen (BIZ, Schriften) kennen, erhöhen somit ihren Informationsstand zum Thema Berufs- und Arbeitswelt, sehen eventuelle Beeinflussungen durch Wertorientierungen und typische Verhaltensweisen (aktive, passive) in der Herkunftsfamilie, erkennen Einflussnahmen auf Berufsentscheidungen durch regionale Gegebenheiten (Wirtschaftsstruktur).

Das Berufsgenogramm kann zum Einstieg in die Berufswahlproblematik eingesetzt werden, z.B. auch zur erstem, aktiven Sammlung von Informationen über Berufe; dies in einem vertrauten Umfeld. Es ist aber auch ein gezielter Einsatz im Verlaufe des Berufswahlprozesses möglich, z.B. zur Betrachtung von Einflussfaktoren auf das eigene Wahl- und Entscheidungsverhalten oder zur Betrachtung rollentypischen Verhaltens bzw. zur Analysierung des Einflusses der regionalen Wirtschaftsstruktur. Hierzu sind dann die entsprechenden Hintergrundinformationen/Zeitdokumente zur Verfügung zu stellen.

Das Berufsgenogramm erlaubt die Behandlung dieser Themen aus einer gewissen Distanz und führt über die Betrachtung der Berufsverläufe in der Familie allmählich zur emotionalen Betroffenheit und weckt die Bereitschaft, zur Auseinandersetzung mit der eigenen Berufswahl.

Dann sollen sich die Schülerinnen und Schüler selbst in das Berufsgenogramm einbauen. Es ist nach meinen bisherigen Beobachtungen die Regel, dass Schülerinnen und Schüler in dieser Entwicklungsphase Wunsch- oder Traumberufe in ihren Köpfen versteckt haben. An diesen Wunsch-/Traumberufen sollen sie anknüpfen, wenn sie sich in das Genogramm einbauen. Es sei denn, die Berufswünsche sind schon relativ konkret, dann sollten diese konkreten Vorstellungen Grundlage der weiteren Bearbeitung sein.

Zur Bearbeitung des Berufsgenogramms sollten zwei bis drei Wochen zur Verfügung stehen. Die erste Phase des Projekts wird, nachdem es vorgestellt und mit den Schülern erörtert wurde, außerhalb der Schule, und außerhalb des regulären Unterrichts stattfinden. Es sollte auch angeregt werden, dass Schülerinnen und Schüler in Teams zu zweit oder zu dritt zusammenarbeiten.

Die Schülerinnen und Schüler fertigen das Genogramm auf DIN A 3 Fotokarton (weiß) als Poster. Für jedes befragte Familienmitglied wird eine Karteikarte angelegt (vgl. "Muster für die Karteikarte"). Exemplarisch wird dann der Berufsverlauf eines ausgewählten Familienmitglieds ebenfalls auf einem DIN A 3 Poster dargestellt (vgl. Berufsverlauf Vater; vgl. Berufsverlauf Jan).

Die Auswahl muss dem Schüler oder der Schülerin überlassen bleiben, weil die Veröffentlichung von familienintimen Vorgängen der Freiwilligkeit unterliegen muss.

Die erhobenen Daten über die Berufe werden durch die Informationen aus dem BIZ, "Beruf-aktuell", "Blätter zur Berufskunde" ergänzt und in einem anzulegenden Berufswahlordner aufgehoben.

Die Poster werden im Klassenraum ausgestellt, die Ergebnisse von den Schülerinnen und Schülern vorgestellt und thematisiert.

Als ergänzende Variante können die Schülerinnen und Schüler sich zu Dreier-Teams zusammenfinden und einen aus ihrer Sicht idealtypischen Berufsverlauf plakatieren (Supermann/Superfrau).

 

Materialien

Definition: Genogramm
Muster eines Berufsgenogramms einer Familie
Berufsverlauf Vater
Berufsverlauf Jan
Fragenkatalog zur Arbeit mit der Karteikarte
Muster für die Karteikarte
Auswertung der Befragung

Dieser Text ist eine veränderte Fassung eines Beitrags, der unter dem Titel "Berufs-Genogramm. SchülerInnen fertigen ein Berufs-Genogramm" erschienen ist in: arbeiten+lernen/Wirtschaft 7. Jg. 1997, Nr. 25, S. 42-45.

© 2004 Bert Wollersheim, Großenfehn; © 2004 sowi-online e.V., Bielefeld

sowi-online dankt dem Verfasser für die freundliche Genehmigung zur Zweitveröffentlichung des Textes im Internet.

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