Kriegerdenkmäler als Geschichtsquellen

Arbeitsmaterial

Kriegerdenkmäler gibt es in fast jeder Kommune; sie sind Traditionsquellen, welche insbesondere an die Kriege 1870/1, 1914/18 und 1939/45 erinnern.

Da Kriegerdenkmäler immer ein spezielles Geschichtsbewußtsein einer bestimmten Zeitepoche repräsentieren und da durch sie auch Geschichtsbewußtsein erzeugt und stabilisiert werden soll, bieten sie sich als Grundlage für die Analyse von historisch jeweils vorherrschenden Denkmustern an.

Die regional und lokalgeschichtliche Bearbeitung von Kriegerdenkmälern in der Lehrerfortbildung und im Unterricht ermöglicht es, im eigenen Lebensbereich und im alltäglichen Bewußtsein Geschichte erlebbar und reflektierbar zu machen, ohne sich der Gefahr der "Heimattümelei", der Subjektivität, der Idyllisierung oder emotionalen Überwältigung auszusetzen.

Vorgehensweise

Kenntnisstand klären
Wer kennt konkrete Denkmäler vor Ort. Wo ist ihr Standort? Welche Symbole sind verwendet, welche Inschriften befinden sich darauf? Was wird mit diesen Denkmälern verbunden?

Informations- und Materialbeschaffung
Alle verfügbaren Informationen über Kriegerdenkmäler werden zusammengestragen. Dabei sollte überlegt werden, wie breit das Thema angegangen wird. Ob die Beschäftigung auf einen bestimmten Ort oder Stadtteil konzentriert wird.
Solche Informationen können sein: Zeitungsausschnitte, heimatkundliche Literatur, Fotografien, Stadtpläne usw. Wie vollständig bzw. lückenhaft sind die Informationen. Welche Informationen müssen überprüft, welche neu beschafft werden?

Denkmäler dokumentieren
Die Beschäftigung mit einzelnen Denkmälern setzt deren Dokumentation voraus. Diese kann mit der genauen Lagekennung sowie einer genauen Beschreibung beginnen. Die Maße und das verwendete Material, die Symbolik usw. sollten genau festgehalten werden. Eine Zeichnung bzw. ein Foto sind dabei wichtige Hilfsmittel. Die Schriftzüge können mit Papier und Bleistift auch direkt vom Denkmal abgenommen werden.

Hintergründe aufdecken
Besonders interessant ist die Geschichte des Denkmals: Wann wurde es aus welchem Anlaß errichtet? Von wem wurde es in Auftrag gegeben, wer hat es angefertigt? Wie wurde die Einweihungsfeierlichkeit gestaltet?
Hierzu findet man in Gemeindearchiven vielfältige Unterlagen:

  • in Bauunterlagen zur Planungs- und Baugeschichte;
  • in Gemeinderatsprotokollen zu den Entscheidungsprozessen;
  • in den Haushalten zu den Kosten.

Desweiteren können auch Heimatbücher oder Broschüren von Traditionsvereinen ausgewertet werden.

Geschichte nachzeichnen
Denkmäler unterliegen oft einer eigenen Geschichte. An Ihnen finden Feierlichkeiten statt, sie werden auch für andere Zwecke umgewidmet. Die Geschichte des konkreten Denkmals kann mit Hilfe von Zeitungs- oder Gemeindearchiven nachgezeichnet werden. Aus welchem Anlaß wurde das Denkmal öffentlich erwähnt (Volkstrauertag, Vereinsjubiläen, Restaurationsvorhaben usw.).

Die heutige Bedeutung feststellen
Mit Hilfe einer Befragung (Eltern, Großeltern, Verwandte, Nachbarn, Pfarrer, Gemeinderatsmitglieder usw.) kann die damalige und heutige Bedeutung des Denkmals rekonstruiert werden. Solche Fragen können u. a. sein:

  • Haben Sie schon einmal an einer Feier am Kriegerdenkmal teilgenommen?
  • Was verbinden Sie heute mit dem Kriegerdenkmal?
  • Würde Ihnen etwas fehlen, wenn das Kriegerdenkmal abgetragen würde und an dessen Stelle eine Parkbank aufgestellt würde?
  • Stört Sie etwas an Kriegerdenkmälern oder finden Sie diese völlig normal?

Lernbereiche

Bei der Auswertung sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden

  • Historische Einordnung der Entstehung des Kriegerdenkmals;
  • Typisierung verschiedener Denkmäler (Mahnmal, Siegesdenkmal, Erinnerungsdenkmal usw.);
  • Erläuterung der Symbole und Allegorien der Denkmäler;
  • Arrangement und Wirkung der Symbole im Wandel der Zeit;
  • Beabsichtigte Wirkung der dargestellten Szenen;
  • Die Funktion der Namen bzw. Opfer;
  • Die (Nicht-)Darstellung des Krieges;
  • Sprachformen und Sprachstile;
  • Denkmäler als Ausdruck eines herrschenden Nationalbewußtseins;
  • Vergleich verschiedener Epochen;
  • Wandel und öffentliche Funktion von Kriegerdenkmälern.

Vgl. Gerhard Schneider: Kriegerdenkmäler als Geschichtsquellen. In: Hans-Jürgen Pandel und Gerhard Schneider (Hrsg.): Medien im Geschichtsunterricht. Düsseldorf 1985, S. 293-330.


Selbst ein Denkmal entwerfen

In verschiedenen Gemeinden sind in den letzten Jahren Initiativen entstanden, die ein Denkmal zur Erinnerung an "unbekannte Deserteure" errichten wollen. In einigen Fällen (z. B. Bonn, Bremen und Kassel) sind solche Denkmäler bereits entstanden.

  • Entwerfen Sie als Zeichnung oder Skulptur die Grundzüge eines solchen Denkmals!
  • Wem würden Sie heute ein Denkmal setzen? Wie sollte es gestaltet sein? Wo sollte es stehen?
  • Lassen sich historische Denkmale umgestalten? Wie könnten Sie verändert werden?

Der Begriff Denkmal ...


... taucht im deutschen Sprachraum im 16. Jahrhundert auf und ist eine Lehnübertragung aus dem Griechischen für "Gedächtnishilfe". Die Bedeutung "Erinnerungszeichen ("Mal") stammt aus dem 18. Jahrhundert. Das Wortspiel "Denk-mal" verweist darauf "mal nachzudenken", sich Gedanken zu machen.

Die vorwiegend verwendeten Baumaterialien (Bronze, Granit, Marmor, Findlinge u. a.) drücken bereits den Wunsch nach der Dauerhaftigkeit eines Denkmals aus. Die Inschriften verweisen oft auf die vorgeblichen Tugenden der gefallenen Soldaten: Tapferkeit, Mut, Vaterlandsliebe, Treue, Opferbereitschaft, Kameradschaft und Pflichterfüllung bis in den Tod.

Für die Denkmäler für die Gefallenen der verschiedenen Kriege wurden häufig typische Symbole verwendet:

1870/71: Viktoria, Germania, Adler mit ausgebreiteten Schwingen.

1914/18: Bis 1933 errichtete Denkmäler: Eisernes Kreuz, Eichenlaub, Schwert und Stahlhelm;
Nach 1933 errichtete Denkmäler: Reliefs, die Kampfbereitschaft, Mut und Siegesgewißheit darstellen.

1939/45: Christliches Kreuz, Palmzweige.


Literaturhinweise

Alexander-Seitz-Geschichtswerkstatt Marbach und Umgebung (Hrsg.): "Furchtlos und Treu". Die Geschichte des Marbacher Kriegerdenkmals. Marbach 1985.
Armanski, Gerhard: " und wenn wir sterben müssen". Die politische Ästhetik von Kriegerdenkmälern. Hamburg 1988.
Dingel, Franz: Deserteurs-Denk-Male. In: Wolfram Wette (Hrsg.): Deserteure der Wehrmacht: Feiglinge - Opfer - Hoffnungsträger. Essen 1995, S. 35-42.
Fachbereich Design der Fachhochschule Dortmund (Hrsg.): "Unseren tapferen Helden ..." Kriegs- und Kriegerdenkmäler und politische Ehrenmale. Dortmunder Beispiele. Essen 1987.
Koselleck, Reinhard: Kriegerdenkmale als Identitätsstiftungen der Überlebenen. In: O. Marquard / K. Stierle (Hrsg.): Identität. München 1979, S. 255-276.
Lurz, Meinhold: Kriegerdenkmäler in Deutschland. Bd. 1-6. Heidelberg 1985-1987.
Schmoll, Friedemann: Verewigte Nation. Studien zur Erinnerungskultur von Reich und Einzelstaat im württembergischen Denkmalskult des 19. Jahrhunderts. Tübingen 1995.
Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge (Hrsg.): Dienst am Menschen / Dienst am Frieden. 75 Jahre Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge. Gütersloh 1997.

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